Rose und Hagebutte – Andacht zum Hagebuttenfest

Die Rose steht für die Liebe, für Schönheit, für Unberührtheit und das Unberührbare. Eine Rosenknospe ist ein Symbol für das Leben, das noch am Anfang steht und unverbraucht ist, sie steht für das Leben, das sich erst entfalten will und noch alle Möglichkeiten in sich trägt. Manchmal ist sie auch auf Grabsteinen zu sehen, wie ein leiser Protest, so als würde sie einwenden: Der Tod ist bitter, aber die Liebe ist stärker als der Tod. Die Rose – ein Sinnbild für Schönheit und Liebe.

Was aber kommt danach? Nur die Werbezeitungen machen uns glauben, dass die Jugend ewig währt. Was wird mit uns, wenn die Rose verwelkt und die Jahre vergehen? Was bleibt, wenn der Duft sich verflüchtigt, wenn die Blütenblätter ausfallen und die Haare licht werden? Dann wird die Rose zur Hagebutte. Die Blüte der Jahre trägt Frucht, leuchtend rot und voller Samen.

Die Hagebutte erinnert uns daran, dass wir alt werden. Viele Menschen haben Scheu, darüber nachzudenken, wie es ist, wenn die Jahre schwinden. Die Hagebutte kann uns dabei helfen. Denn sie zeigt uns, dass nicht etwa alles vorbei ist. Sie zeigt uns, dass aus der Rose etwas ganz anderes, aber nicht minder Schönes wird. Leuchtend und einladend und freundlich steht sie im Strauch. So kann auch unser Leben sich wandeln, reifen und Frucht tragen. Die Falten im Gesicht und an den Händen zeigen die Spuren der gelebten Zeit – Schönheit, die sich zu wandeln vermag. Das, was wir sind und tun, kann gleichsam zu Samenkörnern werden, die irgendwann aufgehen – vielleicht erst dann, wenn wir schon gar nicht mehr leben. Rose und Hagebutte, beides gehört zusammen.

So unterschiedlich wie wir sind, so ist es auch mit den Hagebutten. Wie unterschiedlich sie aussehen können, das zeigen uns jetzt die Mitarbeitenden vom Rosarium. Während der Chor singt,  werden Schalen mit Hagebutten weitergereicht.

Von den Früchten des Lebens
Wir haben gesehen, wie unterschiedlich Hagebutten sein können, so unterschiedlich wie wir Menschen. Welche Früchte bringen wir? Was ist bei uns im Laufe der Jahre gereift? Was sind Früchte des Lebens, die bei uns gewachsen sind?

Ich nehme eine Hagebutte und denke daran, wo mein Leben Frucht bringen kann.
Ich meine nicht nur Kinder oder Position und Erfolg. Erfahrung. Die Fähigkeit, mit Schwierigkeiten umzugehen und nicht gleich aufzugeben. Reifen können unsere Überzeugungen. Der Mut, für Stumme den Mund aufzumachen und für Gerechtigkeit einzutreten. Reifen können wir in dem Wissen, dass wir in der Welt eine Aufgabe haben. Oder Geduld. Oder Weisheit. Oder Mitgefühl. Oder die Erfahrung, dass nichts vergeblich ist. Die Bibel erzählt davon. Früchte des Geistes nennt sie sie.

Ich nehme eine Hagebutte und denke daran, wo mein Leben Frucht bringen kann.
Manchmal wächst etwas heran, wo ich es nie geglaubt oder vermutet hätte, oder es entwickelt sich noch einmal etwas ganz Neues, eine neue Herausforderung, eine neue Erfahrung mit mir selbst.
Ich nehme eine Hagebutte und denke daran, wo mein Leben Frucht bringen kann.
Die Frucht der Geistkraft ist Liebe, Freude, Friede, Großmut, Freundlichkeit, Treue, Bescheidenheit, Selbstbeherrschung. (Galater 5, 22 – 23 a)

Andacht zum Hagebuttenfest im Rosarium Sangerhausen

Predigt zu Brot und Rosen
Unkraut – von Brennesseln und Ranken (Andacht zur Bundesgartenschau)
Weitere Andachten und Predigten in der Trinitatiszeit:   hier
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Weitere Predigten zu Liebe und Beziehung:
Schwarz bin ich und schön (Hoheslied, Valentinstag)
Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt (Valentinstag)
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