Umkehr zum Frieden

Umkehr zum Frieden, lautet das Motto der Friedensdekade. Umkehr zum Frieden ist die Aufgabe, wenn ein Krieg zu Ende ist. Bei Kriegsende ist ja noch lange nicht Frieden. Die Straßen stehen voller Ruinen, und auch die Menschen sind beschädigt und verstört und verbogen. So haben es die Älteren nach dem 2. Weltkrieg erlebt, so sehe ich es in vielen Ländern, die einen Bürgerkrieg hinter sich haben oder ein verbrecherische Regierung abgeschüttelt haben.
Wenn die Waffen endlich schweigen, wird wieder aufgebaut. Häuser und Geschäfte, Straßen und Brücken. Das lässt sich reparieren. Aber der Krieg hat sich auch in die Seelen eingegraben. Nachts, in den Träumen, kehrt er wieder. Oder wenn ein Flugzeug am Himmel brummt, laute Schritte die Treppe heraufkommen. Das genügt, um die Gespenster wieder aufzuwecken, die sich in den Seelen eingenistet haben. Viele unserer Eltern und Großeltern waren traumatisiert, das hat sich erst nach und nach herausgestellt.

Auch die Propaganda wirkt nach. Sie hat in die Köpfe eingepflanzt, dass wir angeblich einander einteilen müssen. In Völker und Religionen. In die, die dazugehören, und „die anderen“. Die, die „anders“ denken, lieben, aussehen.
Unrechtssysteme profitieren davon, wenn Menschen sich ducken, ausspionieren und gegenseitig unterdrücken. Sie begünstigen die Gewalttätigen. Brutale und Intriganten gewöhnen sich daran, dass sie Oberwasser haben und sich straflos durchsetzen können.

Umkehr zum Frieden: nach Krieg und Diktatur müssen verformte Seelen heilen. Traumatisierte brauchen eine Therapie. Die Leute müssen ermutigt werden, wieder offen zu denken und zu sprechen. Sie müssen gelehrt werden, dass sie die Wurzeln der Gewalt in den Gedanken erkennen und ablegen. Sie müssen begleitet werden, dass sie die Beziehungen in ihren Gemeinschaften neu ordnen können. Sie müssen die Regeln des Umgangs neu aufstellen, die Macht gerecht verteilen, Schwache schützen. Es braucht Zeit, bis sie altes Verhalten ablegen und Neues erlernen. In vielen Regionen der Erde sehnen sich Menschen nach einer Umkehr zum Frieden. Ich wünsche mir einen Platz, da nehmen sich Freundlichkeit und Achtung in den Arm, da geben sich Gerechtigkeit und Frieden einen dicken Kuss. Ich wünsche mir einen Platz, der Erde heißt. (Hanns Dieter Hüsch)

Wir können damit beginnen. In unserem Umfeld, in unserem Denken, jede und jeder bei sich. Indem wir uns bewusst der Gewalt enthalten, in der Sprache, im Denken. Wir können den Mund aufmachen, wenn  jemand Vorurteile herausposaunt. Wir können überlegen, wie wir Beziehungen gerecht gestalten. Wir können üben, sanft miteinander umzugehen, sanft mit uns selbst, sanft auch mit der Erde. Das wird Kreise ziehen.

Umkehr zum Frieden ist eine Entscheidung. Jesus macht uns Mut. In seinen Seligpreisungen werden es die Sanften sein, die am Ende die Erde besitzen. Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen. (Ergänzungsheft zum Ev. Gesangbuch Nr. 8)

 

Andere Predigten in der Friedensdekade
Hier: Predigten im Jahreslauf

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