(1 Samuel 1-3) Ein Mann mit Namen Elkana hatte zwei Frauen, Hanna und Peninna. Hanna hatte kein Kind, Peninna hatte mehrere Töchter und Söhne und blickte hochmütig auf Hanna herab. Jedes Jahr zog die gesamte Familie zum Tempel in Schilo, um Gott zu danken und zu opfern. Danach setzten sie sich zu Tisch. Und sie erhoben die Hände zum lecker bereiteten Mahle. Elkana teilte das Fleisch selbst aus. Hanna, seiner Lieblingsfrau, legte er ein besonders schönes Stück auf den Teller. Hören wir, was die beiden miteinander reden.
Elkana: Hanna, meine Liebe, koste doch wenigstens dieses Jahr davon.
Hanna (Schluchzen)
Elkana: Du bist so traurig und isst nichts. Hat Peninna dich wieder gekränkt?
Hanna: Nur weil sie Kinder hat und ich keine, tut sie mir so weh.
Elkana: Aber ich habe dich lieb. Bin ich nicht besser für dich als zehn Kinder?
Hanna hatte es schwer. Ihre Rivalin kränkte sie tief, um sie zu erniedrigen. Die Wallfahrt zum Tempel war immer besonders schlimm.
Hanna saß weinend vor ihrem Teller und wartete darauf, dass das Mahl endlich zu Ende ging. Dann stand sie auf und stieg noch einmal in den Tempel. Der Priester Eli saß noch auf seinem Stuhl am Türpfosten.
Im Tempel brach Hanna in Tränen aus. Sie schütte ihre ganze Bitterkeit vor Gott aus und flehte Gott an:
Hanna: Ich bin doch deine Sklavin! Gott, laß mich schwanger werden, schenk mir ein Kind. Wenn es ein Junge ist, soll er dir gehören. Kein Haar will ich ihm krümmen, ja ich will seine Haare nicht einmal schneiden, weil das Kind dir gehört.
Hanna flüsterte lange. Der Priester Eli beobachtete sie die ganze Zeit. Ihre Lippen bewegten sich, sie zitterte. Doch er hörte nichts. Er hielt sie für betrunken und stellte sie zur Rede.
Eli: Wie lange führst du dich noch betrunken auf?
Hanna: Nicht doch, mein Herr. Ich bin eine willensstarke Frau. Wein und Bier habe ich nicht getrunken. Sondern ich habe mein Herz vor Gott ausgeschüttet. Weil mein Kummer so groß ist, habe ich bis jetzt geredet.
Eli: Geh in Frieden. Israels Gottheit gebe dir, was du von ihr erbeten hast.
Hanna: Möge deine Dienerin bei dir Gehör finden.
Hanna ging getröstet weg. Sie aß wieder etwas. Sie sah besser aus. Als sie nach Rama zurückkehrte, fing ihr Bauch an zu wachsen. Sie war schwanger.
Nach neun Monaten gebar sie ein Kind. Einen Jungen. Sie nannte ihn Samuel, das bedeutet: „Von Gott habe ich ihn erbeten“.
In diesem Jahr blieb Hanna zuhause, als die Familie zum Tempel in Schilo zog, und im nächsten Jahr auch. Drei Jahre lang stillte sie ihren Samuel. Und sie hütete ihn wie ihren Augapfel. Sie kämmte ihm sorgfältig das Haar, aber sie schnitt es nicht ab. Samuel gehörte Gott. Als es an der Zeit war, löste sie ihr Versprechen ein. Sie packte Opfergaben zusammen: drei Stiere, Mehl und Wein, und pilgerte nach Schilo. Im Tempel opferte sie Gott. Zusammen mit Samuel trat sie vor Eli:
Hanna: Ich bin die Frau, die hier vor dir stand. Um diesen Jungen habe ich gebetet und Gott hat mir gegeben, was ich erbeten habe. So mache ich ihn nun selbst zu einem, der von Gott erbeten ist.
Hanna pries Gott. Ihr Loblied steht in der Bibel und wir wollen es gemeinsam sprechen:
(Gemeinde im Wechsel)
Mein Herz ist fröhlich in Gott, denn ich freue mich deiner Hilfe.
Die Bogen der Helden zerbrechen,
und die Schwachen rüsten sich mit Macht.
Die Satten müssen sich um Brot verdingen
und die Hunger litten, hungert nicht mehr.
Sogar die Unfruchtbare gebiert siebenfach,
und die Kinderreiche welkt dahin.
Gott tötet und macht lebendig,
führt hinab zu den Toten und wieder herauf.
Gott beraubt und bereichert; erniedrigt und erhöht,
Gott richtet Geringe aus dem Staub auf
und erhebt Arme aus dem Müll, um sie an die Seite Edler zu setzen.
Die Schritte der Getreuen behütet Gott
und die Übeltäter kommen im Finstern um.
Gott richtet die Enden der Erde. Gott erhebe das Haupt des Gesalbten. (aus 1. Samuel 2,1.4-10)
Hanna umarmte Samuel. Sie verabschiedete sich von ihrem Sohn und kehrte nach Hause zurück. Samuel blieb im Tempel. Er wuchs dort auf. Er bekam einen Priesterschurz aus Leinen.
Der Priester Eli kümmerte sich um ihn und unterrichtete ihn.
Hanna dachte oft an Samuel. Zuhause nähte sie ein Obergewand für ihn. Das brachte sie ihm auf ihrer nächsten Wallfahrt mit und zog es ihm an. Jedes Jahr betrachtete sie ihn, wie groß er geworden war, jedes Jahr nähte sie ein neues Gewand für ihn.
Samuel wurde der Gehilfe Elis und lernte alles, was ein Priester können muß. Des Morgens öffnete er die Türen des Tempels, am Abend bettete er sich im Heiligtum.
Eines Nachts nun legte er sich im Tempel zur Ruhe. Auch Eli lag schon auf seinem Platz. Er war hinfällig geworden und seine Augen waren trübe. Da rief Gott Samuel. Der sagte:
Samuel: Da bin ich!
Er rannte zu Eli und sagte:
Samuel: Da bin ich! Du hast mich ja gerufen.
Eli aber wunderte sich:
Eli: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Lege dich wieder hin!
So legte Samuel sich wieder hin. Und Gott rief noch einmal:
Gott: Samuel!
Samuel stand wieder auf und ging zu Eli:
Samuel: Da bin ich! Du hast mich ja gerufen.
Eli: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Lege dich wieder hin.
Dann rief Gott Samuel zum dritten Mal. Der stand auf, ging zu Eli und sagte:
Samuel: Da bin ich: Du hast mich ja gerufen.
Da begriff Eli, dass es Gott war, der den Jungen rief. Und Eli sagte zu Samuel:
Eli: Geh! Lege dich hin! Wenn dich dann jemand ruft, sag: Rede, Gott! Dein Getreuer hört ja.
Da legte sich Samuel und legte sich an seinen Platz. Und Gott kam, stellte sich hin und rief wie die anderen Male
Gott: Samuel! Samuel!
Da antwortete Samuel: Rede! Dein Getreuer hört ja.
In dieser Nacht sprach Gott lange mit Samuel.
Als der Morgen gekommen war, erzählte er Eli alles. Und Eli sagte: Es war wirklich Gottes Stimme, die du gehört hast.
Samuel wuchs heran. Gott war mit ihm und ließ von all seinen Worten nichts unter den Tisch fallen. So erkannte das ganze Volk, dass Samuel als Prophet für Gott bestätigt war.
- Samuel 1, 1- 3,20 i.A., Bibel in gerechter Sprache
Die Geschichte wurde gekürzt, aber sie orientiert sich eng an der biblischen Geschichte (meist wörtliche Übernahme aus der Bibel in gerechter Sprache.). Die eingeflochtenen Dialoge (kursive Teile) werden aus einem Nebenraum mit drahtlosem Mikrofon gelesen; die Sprechenden sind dabei nicht sichtbar.
Die Gemeinde spricht im Wechsel den Lobgesang der Hanna, dafür entfallen Psalm und Eingangsliturgie am Gottesdienstbeginn.
Predigten über die Geschichte:
Starke Mütter, starke Kinder
Kinder loslassen