… sie versteckten sich im Wald bei Emseloh. Verfolgte Täufer*innen der Reformationszeit erzählen

Wir schreiben das Jahr 1535.
Petronella (P): Ich bin Petronella. Petronella aus Holdenstedt. Ich bin Bäckerin. Und das ist
Lukas (L): Lukas. Ich bin der Mann von Petronella. Ich bin Bäcker in Holdenstedt. Meine Frau Petronella hat sich von mir getrennt, nachdem sie sich von Alexander taufen lassen hat. Petronella und ich haben uns aber im Guten getrennt. Ich will nur nicht zu den Täufern gehören.
Margaretha (M): Ich bin Margaretha, die Muhme von Petronella. Ebenfalls aus Holdenstedt.
Georg Knoblauch (K): Und ich heiße Georg Knoblauch. Ich bin Schieferhauer im Bergwerk und komme aus Emseloh. Dort habe ich ein Haus. Aber die Späher von Herzog Georg sind hinter mir her.

P Bei uns in Holdenstedt fanden Versammlungen von Täuferinnen und Täufern statt, die von Alexander geleitet wurden. Alexander zog als Sendbote viel umher. Er hat uns zur Buße aufgerufen. Was er predigte, hat mich überzeugt – und meine Muhme Margaretha auch. Weiterlesen

Ostern: Menschen lernen sehen

In den Ostergeschichten fällt es den Menschen wie Schuppen von den Augen. Ich sehe was, was du nicht siehst. Die Frauen sehen in ihren Ängsten den zentnerschweren Stein – und als sie vor dem Grab ankommen, ist es  leer. Sie suchen nach einem Toten und finden das Leben. Maria aus Magdala begegnet dem Gärtner, und als  der sie mit ihrem  Namen anspricht – Maria – entpuppt er sich als Jesus. Die Jünger werfen die ganze Nacht im See Tiberias erfolglos ihre Netze aus und kommen ohne einen einzigen Fisch zurück. Ein Unbekannter am Ufer bittet sie um Essen und schickt sie noch einmal aufs Wasser. Als sie mit einem brechend vollen Boot heimkehren, hat der Unbekannte am Ufer  schon ein Feuer angezündet und ihnen Fische geröstet und Brot. Da sehen sie, daß es Jesus ist. So ist es auch bei Thomas. Oder den Emmaus-Jüngern. Die  Ostergeschichten erzählen von Menschen, die sehen lernen.

In den letzten Jahren erleben wir immer wieder, wie Menschen die Augen vor der Wirklichkeit verschließen. Weiterlesen

Reminiszere: Bleib bei mir

Bleib noch bei mir. Eltern kennen das flehentliche Bitten ihrer Kinder beim Zubettgehen. Abends lauern die Monster unter dem Bett. Wenn es dunkel wird, kriechen sie hervor und bedrohen die Kinder. Große Hunde, Spinnen und Gespenster können sie zu Tode ängsten und ihre Seelen erschrecken. Bleib bei mir, betteln die Kinder. Für sie sind die Monster real. Wenn eine Menschenseele in der Nähe ist, wenn wenigsten die Tür einen Spalt offen bleibt, erscheint die Gefahr weniger bedrohlich. Bleib bei mir. Das hilft.
Dass sie einsam und verlassen sind, damit haben nicht nur die Kleinen zu kämpfen. Auch Erwachsene fühlen sich oftmals ausgeliefert. Oder Kinder und Jugendliche, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind. Sie erleben, dass ihnen niemand glaubt. Niemand ist da, dem oder der sie sich anvertrauen können, der*die sie stärkt und ihnen Mut macht. Alle schauen weg. Sie stehen buchstäblich mutterseelenallein da. Weiterlesen

Lucia – die Rache des Ex

Am 13. Dezember ist Lucia-Tag. Lucia stammte aus Syrakus und wurde dort auf Betreiben ihres Verlobten um 310 hingerichtet, weil sie ihn nicht heiraten wollte. In Heiligenlegenden taucht immer wieder dieses Motiv auf, daß eine Frau sich weigert zu heiraten und deshalb ermordet wird. Verheiratet sein bedeutete für Frauen in den vergangenen Jahrhunderten (und in vielen Ländern bis heute) einen radikalen Verlust an Autonomie. Weiterlesen

Bäume ausreißen? Senfkörner pflanzen!

Durch Beharrlichkeit lassen sich Wunder erreichen. Eva Löber aus Wittenberg etwa. Dort steht am Markt das Haus des Malers Lucas Cranach. Es ist ein beeindruckendes Renaissance-Ensemble, denn Cranach war nicht nur Maler, sondern auch Apotheker, Drucker und Bürgermeister zugleich. Zu DDR-Zeiten war es hoffnungslos heruntergekommen. Schon 1989 setzte Eva Löber sich für den Erhalt ein. Sie suchte Gleichgesinnte. Sie gründete eine Bürgerinitiative und in den 1990-er Jahren eine Stiftung. Schritt für Schritt kratzte sie Fördergelder zusammen, trieb die Sanierung voran, entwickelte zeitgemäße Nutzungskonzepte. Heute sind die Cranach-Höfe Herberge, Künstler*innenwerkstatt, Malschule, kulturelles Zentrum. Am 22. Oktober wird Eva Löber vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz mit dem Schinkel-Ring ausgezeichnet, dem renommiertesten deutschen Denkmalschutzpreis.
Aber angefangen hat es klein und ziemlich aussichtslos. So klein wie das Senfkorn, das Jesus als Vergleich nimmt. Doch das Senfkorn hat ausgereicht, um Großes zu bewegen. Weiterlesen

Konfirmation: Von Angst und Mut

Lass dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut; denn ich, dein Gott bin bei dir, wohin du auch gehst“. (Josua 1,9) Diesen Vers aus dem Josuabuch hast du zusammen mit deinem Vater ausgesucht. Es geht um Angst und es geht um Mut. Jungs sollen mutig sein und keine Angst haben. Richtige Männer sind stark und zeigen keine Furcht. Diese Bilder von Männern geistern immer noch in den Köpfen herum und machen Jungs das Leben schwer. Denn die Ängste gehen davon nicht weg. Solche Sprüche beschädigen eher das Selbstvertrauen und den Mut. Es gibt so vieles, wovor Kinder und Erwachsene Angst haben. Etwa bei der Leistungskontrolle zu versagen. Vor anderen bloßgestellt werden. Etwas nicht schaffen. Einen Menschen verlieren. Weiterlesen

Ernst Orphal – Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

Pfarrhaus

Im Pfarrhaus der Jacobikirche hat 1932 bis 1943 Pfarrer Ernst Orphal gewohnt.  Eine Gedenktafel weist auf ihn hin. In der Zeit des Nationalsozialismus haben sich auch in der Kirche viele an die nationalsozialistische Ideologie angepaßt. Die Deutschen Christen wollten christlichen Glauben vom jüdischen Erbe abtrennen. Das Amen in der Kirche sollte nicht mehr gesprochen werden, es war jüdisch. Konfirmanden sollten in HJ-Uniform zum Konfirmandenunterricht erscheinen. SA-Abteilungen marschierten geschlossen mit Fahnen in den Gottesdienst. Pfarrer stellten sich in SA-Uniform vor den Altar. Ernst Orphal gehörte nicht dazu. Er schloß sich 1935 der Bekennenden Kirche an. Hier lebte und arbeitete er mit seiner Frau und seinen fünf Kindern. Im Pfarrhaus traf sich ab 1935 eine Gruppe von Gemeindemitgliedern, die ebenfalls der Bekennenden Kirche („BK“) angehörten. Das ging nicht ohne Konflikte ab.

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Mit Abraham und Sara ins Unbekannte. Schulbeginn im Corona-Jahr

In einer fernen Zeit. In einem fernen Land. In Ur in Chaldäa. Eine große Familie stammte von dort. Zwei von ihnen: Abraham und Sara. Hier seht ihr sie. Sie hatten viele Tiere: Ziegen, Schafe. Und sie hatten sich. Es ging ihnen gut. Bis eines Tages
Abraham! Sara!
Sie blickten umher. Hat uns jemand gerufen, fragten sie. Aber niemand war zu sehen. Wir werden es uns eingebildet haben, zuckten sie mit den Schultern und lachten.
Abraham! Sara!
Wieder die Stimme. Diesmal schüttelten sie verwundert den Kopf. Erst als sie ihre Namen zum dritten Mal hörten, fragten sie sich, ob wohl Gottes Stimme zu ihnen redete. Und diesmal sprach sie weiter.
Abraham! Sara! Geht weg von hier! Weiterlesen

Weltgebetstag Simbabwe

Liebe Kinder, liebe Erwachsene, ich finde wichtig, dass Jesus den Kranken am Teich Betesda gefragt hat: Was willst du? Willst du gesund werden? Wer krank ist, wird oft gar nicht gefragt, was er oder sie möchte. Sondern eine Behandlung wird angeordnet. Im Krankenhaus muss es oft schnell gehen, und Ärztinnen und Ärzte haben wenig Zeit. Nach der Visite sind sie manchmal so schnell aus dem Zimmer heraus, dass die Patient*innen in den Betten ihre Erklärungen gar nicht richtig verstanden haben. Und schon gar nicht konnten sie darüber nachdenken: will ich diese Behandlung oder Untersuchung überhaupt? Sicher rettet eine Spritze manchmal das Leben. Aber mir gefällt, dass Jesus den Kranken ausdrücklich fragt und einbezieht. Weiterlesen