Liebe tut der Seele gut. Mit diesem Motto ist die Berliner Kirche seit ein paar Jahren auf dem CSD in der Hauptstadt dabei. Das ist doch nur ein schrilles, unpolitisches Event, kritisieren manche. Wirklich? Regelmäßig gibt es Streit um Regenbogenfahnen an Rathäusern. Mitten in Europa werden Pride-Paraden verboten oder aufgelöst. Steine werden auf queere Menschen beim CSD (und nicht nur dort) geworfen. Mir zeigt das, wie politisch jeder CSD ist. Auch wenn „nur“ gefeiert wird. Kein einziges Recht, das Queers bei uns und anderswo haben, ist von selbst vom Himmel gefallen. Die Älteren können erzählen, wie jeder noch so winzige Fortschritt zäh und mühsam erkämpft werden musste und wie viele Rückschläge es dabei gab. Jede Pride Parade in der Öffentlichkeit öffnet die Tür einen Spalt weiter zur Normalität.

Ja, es ist ein Event. Warum auch nicht? Warum soll nicht gerade die Vielfalt laut und fröhlich gefeiert werden? Ich habe noch nie gehört, dass von einem CSD Gewalt ausgegangen wäre – ganz im Unterschied etwa zu Fußballspielen. Das Bunte des CSD zeigt exemplarisch, wie vielfältig wir Menschen allesamt sind und dass wir dabei gut miteinander auskommen könn(t)en. Auch Jugendliche, die nicht zur Community gehören, schminken sich bunt an, knoten sich Regenbogenfahnen um die Schultern und tanzen mit durch die Straßen. Queer sein kommt in der Normalität an. Endlich. Wenigstens an einem Tag im Jahr. Was könnte schöner sein. Es gibt noch viel zu tun. Denn nicht Hass und Ausgrenzung, sondern Liebe tut der Seele gut.

 

Gott, hauche mir Mut ein.
Mut zu mir selbst
Mut, für andere da zu sein,
sie zu behüten, zu stärken und für sie einzutreten.

Ich bin dein Ebenbild.
Du hast dir ausgedacht, was du alles in mich hineinlegst.
Hilf mir, es zu entdecken,
zu achten
und wachsen zu lassen.

Und wenn ich angegriffen werde,
sei du bei mir. Amen.

 

Zur Predigt zum CSD 2022: Männlich / weiblich / divers

Andere Predigten und Andachten:
Liebe tut der Seele gut (Andacht zum CSD)
Gekreuzigte Frau, Jesus in Frauenkleidern – Jesus queer
Wenn das Leben aus den Fugen gerät (Sturmstillung Mk 4,35-41)
Die Sache mit der Rippe (1. Mose 2)
Ansprache zum Frauenmahl in Bremen