Ostern: Menschen lernen sehen

In den Ostergeschichten fällt es den Menschen wie Schuppen von den Augen. Ich sehe was, was du nicht siehst. Die Frauen sehen in ihren Ängsten den zentnerschweren Stein – und als sie vor dem Grab ankommen, ist es  leer. Sie suchen nach einem Toten und finden das Leben. Maria aus Magdala begegnet dem Gärtner, und als  der sie mit ihrem  Namen anspricht – Maria – entpuppt er sich als Jesus. Die Jünger werfen die ganze Nacht im See Tiberias erfolglos ihre Netze aus und kommen ohne einen einzigen Fisch zurück. Ein Unbekannter am Ufer bittet sie um Essen und schickt sie noch einmal aufs Wasser. Als sie mit einem brechend vollen Boot heimkehren, hat der Unbekannte am Ufer  schon ein Feuer angezündet und ihnen Fische geröstet und Brot. Da sehen sie, daß es Jesus ist. So ist es auch bei Thomas. Oder den Emmaus-Jüngern. Die  Ostergeschichten erzählen von Menschen, die sehen lernen.

In den letzten Jahren erleben wir immer wieder, wie Menschen die Augen vor der Wirklichkeit verschließen. Weiterlesen

Konferenz im Himmel

Wie in jedem Jahr zu Weihnachten ließen sich die beiden Erzengel Bericht erstatten, wie die Menschen auf der Erde das Geburtstagsfest des Jesus-Kindes feiern. Freuten sich die Kinder? War Frieden auf der Erde eingezogen, wenigstens für ein paar Tage? Doch die Nachrichten, die 2021 zum Himmel drangen, verwirrten sie. Pandemie, auf der ganzen Erde, was ist denn das, erkundigte sich Gabriel.  Und haben sie wirklich noch keine Medizin dagegen erfunden, bohrte Raphael weiter.
Einer der Boten schüttelte betreten den Kopf. Ein winziges Engelchen mit zerzaustem Kopf drängelte sich vor. Sie haben aber eine Impfung, krähte es. Da lassen sich jetzt alle impfen, sinnierte Gabriel. Das Zausköpfchen nickte eifrig und plapperte: In langen Schlangen stellen sie sich an. Doch der andere Bote schubste es zur Seite. Nein, sie protestieren dagegen, widersprach er. Was denn nun, lassen sie sich impfen oder nicht?  Raphael und Gabriel wurden daraus nicht schlau. Sie beschlossen, das Thema vorerst ruhen zu lassen.

Weitere Meldungen, klopfte Gabriel auf den Tisch. Weiterlesen

Sternenkinder

Manche Menschen haben ein langes Leben, anderen ist nur kurze Zeit beschieden. Die meisten Kinder werden groß. Andere sterben schon vor der Geburt. Wir wissen nicht, warum die einen Kinder zur Welt kommen und die anderen können nicht leben. Oder wollen nicht leben.
So ist es ja mit vielen anderen Dingen auf der Welt auch, dass wir darauf keine Antwort finden. Warum die einen in eine stabile Familie hineingeboren werden, gewollt und geliebt sind, und andere lernen von klein auf nur Gewalt kennen, haben Eltern, die sich nicht für sie interessieren, sie nicht fördern und unterstützen. Weiterlesen

Totensonntag: das Grosse Sterben

Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten. Vor einem Jahr kam das große Sterben auch zu uns. Es kam auf leisen Sohlen. Sein Atem streifte ein Kind. Vielleicht war es auch ein Mann, genau weiß es niemand so richtig. Das Kind bemerkte nichts. Aber die Mutter des Kindes, sie arbeitete im Marienstift. Die trug es unbemerkt ins Heim. Und noch bevor sie es gewahr wurde, hatte es sich im Haus eingenistet. Es sprang über auf die Pflegekräfte, die Luft trug es von Zimmer zu Zimmer, und so kam es zu den Schwächsten, die ihm am wenigsten entgegensetzen konnten: Weiterlesen

Kohelet – Bilder für das Altern

Wie sprechen wir über das Altwerden? Welche Bilder haben wir dafür? Einen alten Baum verpflanzt man nicht, fällt mir ein. Oder „zum alten Eisen gehören“. Da ist dann jemand nutzlos. Ich finde es interessant, welche Bilder das Buch Kohelet verwendet. Wir wissen nicht, wann Kohelet lebte und wer „Kohelet“ überhaupt war. Weiterlesen

Hiskia – ein Politiker zeigt Schwäche

Politiker*innen wollen keine Schwäche zeigen. Auch nicht persönlich. Denn in der Politik wird hart ausgeteilt. Und wer zeigt, dass er oder sie verletzt ist, hat von vornherein verloren. So schirmen viele, die in der Öffentlichkeit stehen, ihr Privatleben sorgfältig ab. Traurig sein, niedergeschlagen, erschöpft – das alles gehört sich im Politikbetrieb nicht. Dabei haben sie ja Sorgen wie alle anderen Leute auch. Weiterlesen

Ukraine: Ostern 2022 und Kriegsende 1945

Als sich zwei Männer am 12. April 1945 von Sangerhausen in Richtung Wallhausen aufmachten, wussten sie nicht, was sie erwartet: Tod oder Leben. Hinter ihnen, in Sangerhausen, faselten Unbeirrbare immer noch vom „Endsieg“. Vor ihnen, von Westen her, rückte die amerikanische Armee auf Wallhausen zu. Die beiden Männer hießen Johannes Hess von Wichdorff und Richard Wensch, Bürgermeister der eine und Mittelschul-Lehrer der andere. In ihrer Tasche trugen sie ein weißes Tuch.
Eine weiße Fahne. An der Hüttenmühle sollte Sangerhausen kampflos übergeben werden. Würde es gelingen? Weiterlesen

Britisches Museum und Totensonntag

Im Britischen Museum in London faszinieren mich besonders die Kunstwerke aus dem alten Assyrien, aus Ninive, Nimrud oder Babylon. Den Eingang zur Abteilung bewachen zwei riesige geflügelte Löwenskulpturen mit Menschenköpfen. Fein ausgearbeitete Reliefs zeigen eine Löwenjagd oder Szenen im Palast des Königs. Die Männer tragen charakteristische Bärte. Während das alte Israel zur gleichen Zeit agrarisch geprägt war und es eher ärmlich zuging, hat Assyrien eine Hochkultur hervorgebracht. Die Gärten und Paläste von Ninive waren weltberühmt. Welch ein Unterschied! König Sanherib ließ sogar einen kompletten Saal mit einem Alabaster-Relief verkleiden. Es führt den Triumphzug gegen die jüdische Stadt Lachisch vor. Weiterlesen

Familiengottesdienst: Franziskus damals und Franziska heute – Fridays for Future

Zwei Franzis treten auf: Franziskus damals und Franziska heute. Beide steigen aus. Beide sind auf der Suche nach neuen Lebensentwürfen, so wie viele junge (und ältere) Leute heute. Franzi will ehrlich leben, gerecht, im Einklang mit der Umwelt. Der Familiengottesdienst eignet sich nicht nur zum Schuljahresende.

Da kommen noch zwei Eltern. Sie haben sich verspätet. Hier am Rand ist noch Platz. Sie unterhalten sich über die Zeugnisse, die es bald gibt. Lauter Einsen.  (Sehr stolz:)
Mutter: Franzi hat nur ausgezeichnete Zeugnisse.
Vater: Wir erwarten nichts anderes von Franzi.
Mutter: Die Welt steht Franzi offen.
Vater: Wir können Franzi alles bezahlen.
Mutter: Was wird Franzi einmal werden?
Vater: Nach dem Studium muß Franzi die Firma übernehmen. Weiterlesen