Goldene Konfirmation: Was aus den Talenten gewachsen ist

Die Geschichte* passt gut zu unserem Fest heute. Was ist aus unserem Leben geworden? Womit haben wir einmal angefangen und was hat sich daraus entwickelt? 1972, da waren Sie 14, 15 Jahre, mit verrückten Ideen im Kopf, voller Träume und Tatendrang. Aber Sie haben auch schon mitbekommen, wie steinig und trist der DDR-Alltag sein konnte:  Wie hart manche Eltern arbeiten mussten. Dass es Gewalt in Familien gab. Wie Propaganda das freie Denken und die Lebenslust vergiftete und wie sich alle einen Weg suchen mussten, wie sehr sie sich anpassten oder eben aneckten. Und die Voraussetzungen bei den einzelnen waren tatsächlich unterschiedlich, wie in der Geschichte von Jesus. Die einen starteten mit fünf Zentnern Silber, mit gleich fünf Handwerkern in der Familie, mit fünf freundlichen und aufgeschlossenen Onkeln und Tanten, die jederzeit ein offenes Ohr und ein großes Herz hatten, sie waren begabt und beliebt und es fiel ihnen alles zu. Bei den meisten mischte es sich zum Durchschnitt, zwei Sack voll Glück. Und einige standen tatsächlich ziemlich allein da, waren auch in der Schule keine Leuchten, sondern waren mit Eltern geschlagen, die sich nicht kümmern konnten oder wollten. Die mussten sich von vornherein schwerer durchbeißen als die anderen. Dafür ist es umso erstaunlicher, wie sie sich entwickelt haben.

Ich vermute, unter uns ist niemand, der*die damals zu den absoluten Verlierertypen gehörte und mit gar nichts in Leben gestartet ist, so dass eine verpfuschte Existenz so gut wie vorprogrammiert gewesen ist. Ich glaube aber, dass auch heute die Startbedingungen tatsächlich unterschiedlich sind und dass vor allem das Elternhaus eine entscheidende Rolle spielt. Also ob Kinder und Jugendliche Eltern haben, die sie lieben, die ihnen helfen, dass sie sich entfalten, die ihnen Sicherheit bieten und ihnen in Krisen den Rücken stärken.

Heute schauen wir zurück auf 50 oder 60 Jahre. Aus der Rückschau sehen Sie genauer, was Ihnen damals in den Schoß gelegt wurde und was Sie mitbekommen haben an Hilfreichem und an Schwierigem. Als Jugendliche ist Ihnen wahrscheinlich vieles selbstverständlich erschienen. Jetzt im Nachhinein können Sie es besser einschätzen und auch wertschätzen.

In der Geschichte von Jesus bekommen alle etwas. Es spielt keine Rolle, ob es viel oder wenig ist. Wichtig ist, daß daraus etwas wächst. Auch bei uns ist es so, daß in jede, in jeden etwas Besonderes hineingelegt ist. Das beste Talent nützt nichts, wenn es verkümmert.

Das Talent gehört den Sklaven in der Geschichte nicht. Sie haben es sich nicht ausgesucht. Ihr Besitzer hat es ihnen anvertraut und sie verwalten es. So ist es auch mit den Fähigkeiten, die in uns stecken. Wir können sie uns nicht aussuchen. Sie sind in uns hineingelegt. Aber jede Gabe ist zugleich eine Auf-Gabe. Mit dem, was uns gut gelingt, können wir uns gegenseitig bereichern.

Den Sklaven sind die Pfunde nur anvertraut, und am Ende müssen sie darüber Rechenschaft ablegen. Wer viel kann, hochbegabt und talentiert ist, hat auch viel Verantwortung. Wer viel besitzt, soll solidarisch sein. Auch uns ist vieles in den Schoß gefallen. Allein dass wir in einem der reichsten Länder der Erde leben. Wir haben nichts dafür getan, aber wir sollen verantwortlich damit umgehen.

Heute dürfen wir dankbar sein darüber, was daraus gewachsen ist.  Sie werden sich daran freuen, was gelungen ist und wie Sie sich gewandelt haben. Sie mögen trauern, was nicht gelungen ist oder was Ihnen verwehrt geblieben ist. Gelegentlich staunen wir, welche erstaunlichen Zufälle es gab und wie Wege sich geebnet haben. Manchmal sind es gerade die Schwierigkeiten, an denen Sie gewachsen sind. Hinter allem können wir Segen entdecken. Gott hat in jede*n von Ihnen ganz Besonderes hineingelegt. Gott begleitet uns mit Wohlwollen. Gott segnet uns, unser Leben kann ausstrahlen und wir können Segen um uns verbreiten.

Predigt zur Goldenen Konfirmatin über Mt 25,14-30
Andere Predigten zur Goldenen Konfirmation
Andere Predigt über Mt 25,14-30: Ein mutiger Sklave unterwandert das Finanzsystem

Zu anderen Predigten im Jahreslauf

 

* Matthäus 25, 14 – 30 (Bibel in gerechter Sprache)
Denn die Welt Gottes solltet ihr auch mit der Geschichte von einem Mann vergleichen, der im Aufbruch zu einer Reise seine Sklaven rief und ihnen sein Vermögen zur Verwaltung übergab. Dem einen gab er fünf Talente, dem nächsten zwei, dem dritten eins, jedem nach seiner Tüchtigkeit. Dann reiste er ab. Sofort ging der mit den fünf Talenten los, machte mit ihnen Geschäfte und erwirtschaftete weitere fünf dazu. Ebenso erwirtschaftete der mit den zwei Talenten weitere zwei. Der mit dem einen Talent ging los, grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Besitzers.
Nach langer Zeit kommt der Besitzer dieser Sklaven und rechnet mit ihnen ab. Der mit den fünf Talenten trat herzu und brachte weitere fünf mit den Worten: ›Herr, du hast mir fünf Talente übergeben, hier sind die weiteren fünf, die ich erwirtschaftet habe.‹ Sein Besitzer sprach zu ihm: ›Richtig gemacht, du guter und treuer Sklave. Du warst im Kleinen zuverlässig, ich beauftrage dich nun mit einer großen Aufgabe. Du bist eine Freude für deinen Besitzer.‹ Der mit den zwei Talenten trat herzu mit den Worten: ›Hier sind die weiteren zwei, die ich erwirtschaftet habe.‹ Sein Besitzer sprach zu ihm: ›Richtig gemacht, du guter und treuer Sklave. Du warst im Kleinen zuverlässig, ich beauftrage dich nun mit einer großen Aufgabe. Du bist eine Freude für deinen Besitzer.‹
Auch der mit dem einen Talent trat herzu und sprach: ›Herr, ich wusste, dass du ein harter Mensch bist, der erntet, wo er nicht gesät hat, und einsammelt, was er nicht ausgeteilt hat. Ich bin aus Furcht vor dir losgegangen und habe dein Talent in der Erde versteckt. Hier hast du dein Geld zurück.‹ Der Besitzer antwortete ihm: ›Du böser und fauler Sklave, du wusstest also, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, was ich nicht ausgeteilt habe? Du hättest also mein Geld zur Bank bringen sollen. Dann könnte ich jetzt mein Eigentum mit Zinsen zurückbekommen. Nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem mit den zehn Talenten. Die schon etwas haben, denen wird mehr gegeben, sogar bis zum Überfluss. Die nichts haben, denen wird das Wenige, das sie haben, noch weggenommen.

 

 

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