Sicher nicht – oder? Friedensdekade 2023

Menschen brauchen Sicherheit, von Anfang an. Ein Baby ist darauf angewiesen, daß sich jemand kümmert, wenn es schreit, daß es gestillt und gewickelt, getröstet und geknuddelt wird. Wenn ein Kind geborgen aufwächst, kann es damit klarkommen, wenn etwas anders ist oder wenn etwas fehlt. Es wird nach und nach lernen, mit Ungewohntem umzugehen, wird Frustrationen überwinden und lernen, sich auf neue Situationen einzustellen. Menschen brauchen Sicherheit, auch als Erwachsene. Zu essen und ein Dach über dem Kopf haben sind Grundbedürfnisse, aber auch wahrgenommen und geachtet werden, mit anderen Menschen verbunden sein, Ziele haben, ein sinnvolles Leben führen und keiner Gewalt ausgesetzt sein. Wie wichtig das alles ist, merken wir oft erst, wenn etwas davon fehlt. Mit den Sicherheiten in der Gesellschaft ist es ähnlich. Weiterlesen

Du siehst mich

(Jahreslosung 2023) Niemand hat sich jemals für Hagar interessiert. Hagar musste nur ständig zu Diensten sein. Sieben Tage in der Woche, von frühmorgens bis zum späten Abend. Und auch nachts. Dem Hausherrn. Mit Billigung der Hausherrin. Oder sogar auf deren Anregung hin. Hagar sollte schwanger werden, und dieser Sohn sollte den Stammbaum der Familie begründen. Die Hausherrin war schon zu alt dafür. Hagar musste ein Kind zur Welt bringen, aber es würde ihr nicht gehören. Was sie dazu dachte, ihre Schmerzen und Träume – danach fragte niemand. Sie war eine Sklavin, eine ausländische noch dazu. Die Geschichte des Gottesvolkes beginnt mit Abraham, Sara und einer ägyptischen Sklavin als Leihmutter.
Gleich dreifach war Hagar abgehängt und unfrei: als Frau, als Ausländerin, als Sklavin. Weiterlesen

CSD: Männlich / weiblich / divers

Oft wird behauptet, dass es nach der Bibel zwei eindeutig getrennte Geschlechter gäbe. Dann wird meistens auf das 1. Kapitel der Bibel verwiesen, die Erschaffung der Welt: Da heißt es im Vers 27: „Gott schuf die Menschen zu seinem Bild, und schuf sie als Mann und Frau“. Die Kirche und auch die Gesellschaft, wird gefordert, sollen endlich eine klare Ordnung in Mann und Frau in den Vordergrund stellen. Alles andere laufe dem Sinn der Bibel entgegen. Dieser Satz, Gott schuf die Menschen als Mann und Frau, wird als Waffe benutzt und allen entgegengehalten, die z.B. über Transition oder sich verändernde Geschlechterrollen nachdenken.
Doch er steht so gerade nicht in der Bibel. Im hebräischen Text heißt es stattdessen: Gott schuf sie männlich und weiblich. Also gerade nicht Mann und Frau. Weiterlesen

Aussätzig? Danken?

Danke?

Sag schön danke! Kinder hassen diesen Satz. Aber sie haben keine Chance, und meistens sind sie ja gut erzogen. So pressen sie sich artig ein Dankeschön heraus und rennen mit dem neuen Spielzeug in der Hand davon. Warum nur bringen Eltern ihre Kinder immer wieder in solche peinlichen Situationen? Tante Elke oder Opa Herbert mögen ja viel ausgegeben haben. Aber reicht es nicht zu sehen, dass sich das Kind an dem Spielzeug freut (oder auch nicht)? Ist das nicht Dank genug?! Dass es für das Zusammenleben wichtig ist, sich zu bedanken, lernen Kinder doch genauso, wenn sie erleben, wie Mama oder Papa stellvertretend für sie ein paar herzliche Worte an Tante und Opa richten. Vielleicht können die Kinder sich sogar abgucken, wie es den Erwachsenen gelingt, mit Geschenken umzugeben, die zwar lieb gemeint, aber unpassend sind. Das Gegenüber nicht zu brüskieren ist auch eine Kunst.
Sag schön danke! Wer sich bei wem bedanken soll, das hat auch mit Macht zu tun. Es legt offen, wer abhängig ist, im kleinen wie im großen. „Die Schwarzen in Afrika“ sollen dankbar sein für unsere Entwicklungshilfe. Weiterlesen