Die Welt verbessern kann ziemlich anstrengend sein. Auch für die „Objekte“ des Bemühens. Sie werden oft nicht einmal nach ihren Vorstellungen gefragt. So mancher Versuch wurde zur Zwangsbeglückung und hat Kleingeist und Bespitzelung kultiviert. Inquisitoren und Gotteskrieger glauben, dass sie Gottes Willen erfüllen. Ob sie die Menschen damit erfreuen, das fragen sie sich nie. Darum geht es ihnen nicht. Sie reißen lieber sich und andere in den Tod.
Im Mai 2007 hatten wir in der Jacobikirche die Wanderausstellung über Elisabeth von Thüringen zu Gast. Elisabeths Beispiel hat über die Jahrhunderte hinweg immer wieder Menschen inspiriert. Doch wie sie ihren Glauben verstand, ist mir manchmal auch sehr fremd. Sie missachtete ihren Körper, geißelte sich und wählte als Beichtvater Konrad von Marburg, einen fanatischen Inquisitor. Umso mehr beeindruckt mich einer der wenigen Sätze, die von ihr überliefert sind: „Seht, ich habe euch immer gesagt, ihr sollt die Menschen froh machen.“
Froh machen. Das ist der Kern des Christentums. Evangelium heißt übersetzt Frohe Botschaft. Fürchtet euch nicht, heißt es immer wieder. Die Engel verkünden den Hirten auf dem Feld große Freude.
Aus dem „froh machen“ ist in 2000 Jahren allzu oft „richtig machen“ geworden. Um den richtigen Glauben wurde erbittert gestritten, mit Wort und mit Schwert. Vom rechten Glauben abweichen bringt ewige Verdammnis, damit wurden die Menschen eher zu ängstlicher Anpassung erzogen als dazu motiviert, ihren eigenen Zugang zu Gott zu finden.
Ihr sollt die Menschen froh machen, wünscht Elisabeth. Froh machen heißt frei machen, selbstbewusst, stark, widerspenstig. Freie, fröhliche Menschen lassen sich nicht so leicht manipulieren wie verängstigte und unselbständige. Wenn wir froh sind, gelingt uns alles viel besser, und wir können zum Blühen bringen, was in uns steckt. Wir haben mehr Kraft für Solidarität. Wenn wir froh sind, fällt es auch leichter, mit dem Schweren umzugehen.
Als geduckte, graue Mäuse hat Gott sich die Menschen sicher nicht vorgestellt. Elisabeth hat – wie Jesus – die Gesichter der Gedemütigten zum Leuchten gebracht. Die Leute haben etwas von Gott gespürt. Nicht die Engherzigkeit, sondern Weite und Freiheit wirken bis heute weiter: Ihr sollt die Menschen froh machen!