Tanzen

Kantate erinnert uns daran zu singen und zu loben, Tanzgottesdienst, das mit unserem Körper zu tun. Ob Menschen singen und loben und dankbar sein können, ist nicht nur eine Frage der Mentalität oder der Lebensumstände. Schwierigkeiten und Probleme gehören zu jedem Leben dazu. Es ist auch die Frage, wie wir damit umgehen.

Wer sich auch in negativen Umständen nicht nehmen lässt, fröhlich und dankbar zu bleiben, nimmt ihnen die Macht. Immer wieder dankbar, humorvoll und positiv werden, darin wachsen wir. Und es ist ein Protest gegen das, was uns klein macht und verzweifeln lässt.

Manchmal müssen wir erst klagen, um wieder dankbar werden zu können. Wenn etwas zerbrochen ist, wenn wir verletzt sind, brauchen wir Raum für Trauer, für Enttäuschung oder Wut, einen Raum, wo Tränen fließen können. Alte Verhärtungen müssen sich lösen, damit wir heil werden können und frei von den Schatten, die uns gefangengenommen haben. Dann können wir wieder nach vorne schauen und die Geschenke des Lebens wieder wahrnehmen. Das Leben beschenkt uns, jeden Tag, mit kleinen und großen Gaben: die Sonne am Morgen, der gedeckte Tisch, ein freundliches Wort. Wer das nicht als selbstverständlich hinnimmt, hat genug Grund zu danken. Kantate erinnert uns daran, zu singen und zu loben, Tanzgottesdienst, das mit unserem Körper zu tun.

Mein Kopf ist beileibe nicht alles. Ich hole tief Luft und spüre meinen Atem. Ich lasse ihn wieder los und gebe ihn dankbar von mir. Blut durchströmt mich. Das Leben pulsiert in mir. Glauben, das passiert nicht nur in meinem Kopf, etwa wenn ich das Glaubensbekenntnis spreche. Es spielt sich in meinem Alltag ab, in meinem Leben, jeden Tag. Segen, Gnade, fallen, aufstehen, vertrauen und verleugnen, das erfahren und leben wir mit unserer ganzen Person, mit unserer körperlichen Existenz.

Kirche hat lange den Körper abgewertet als Gefängnis des Geistes. Aber er ist das Medium, durch das wir Gott erfahren und die Botschaft weitergeben. Wir haben nicht einen Körper, sondern wir sind Körper, gleichzeitig haben wir nicht eine Seele, sondern sind Seele. Gott hat uns mit Weisheit ausgestattet, eine Weisheit, die weit über unseren Verstand und unser Bewusstsein hinausgeht. Unsere Organe und Gefäße, unsere Nerven und Stränge, Drüsen und Zellen sind fein aufeinander abgestimmt, sie kommunizieren miteinander, ohne dass wir darüber nachdenken müssten – wenn wir es denn könnten. Sie halte uns im Gleichgewicht, bekämpfen Krankheitserreger, senden Signale aus. Unser Körper meldet sich und erinnert uns daran, dass wir Ruhe brauchen, um wieder gesund zu werden. Unser Körper holt uns immer wieder buchstäblich auf den Boden zurück und gemahnt uns daran, dass wir Erdwesen sind, vergänglich und begrenzt. Er verbindet uns mit den anderen Geschöpfen der Erde und erinnert uns daran, dass wir mit ihnen so sorgsam und zärtlich umgehen wie mit uns selbst. Seine Zerbrechlichkeit weckt Angst und Ohnmacht in uns – und sie lässt zugleich die Hoffnung wachsen auf eine Welt jenseits aller Begrenzungen und auf eine Kraft, die weit über dieses Leben hinausreicht. Manchmal, wenn Menschen tanzen, wenn sie sich lieben, spüren sie es.

Gott hat alles in uns hineingelegt, was wir brauchen. Gott begegnet uns nicht nur über unseren Verstand. Wir spüren mit Augen, Nase, Haut. Wir erfahren Gott mit dem, was wir sind, tief bis in unser Innerstes hinein., mit jeden einzelnen Zelle. Wir antworten mit Händen und Füßen, mit den Wegen, die wir einschlagen, mit den Spuren, die wir hinterlassen. Unsere Körperhaltung, unsere Stimme erzählen, wie Gott sich in unserem Leben niederschlägt, wie wir Gott an uns heran- und in uns hineinlassen. Was ist unsere Antwort?

Mein Kopf ist beileibe nicht alles. Ich hole tief Luft und spüre meinen Atem. Ich lasse ihn wieder los und gebe ihn dankbar von mir. Mit jedem Atemzug nehme ich Gott in mich auf, mit jedem Ausatmen gebe ich Gott weiter. Mit jedem Atemzug lobe ich Gott, und es ist gut, wenn ich es weiß.

Tanzgottesdienst zu Kantate

Predigten in der Osterzeit: hier
Predigten bis Pfingsten und Trinitatis: hier
Predigten im Jahreslauf: hier

 

Dazu ein Gedicht von Gioconda Belli:

Und Gott machte eine Frau aus mir,
mit langem Haar,
Augen,
Nase und Mund einer Frau.
Mit runden Hügeln
und Falten
und weichen Mulden,
höhlte mich innen aus
und machte mich zu einer Menschenwerkstatt.
Verflocht fein meine Nerven
und wog sorgsam meine Hormone aus.

Mischte mein Blut
und goß es mir ein,
damit es meinen Körper überall bewässere.
So entstanden die Gedanken,
die Träume,
die Instinkte.
All das schuf er behutsam
mit seinen Atemzügen,
die tausendundein Dinge,
die mich täglich zur Frau machen,
derentwegen ich stolz
jeden Morgen aufwache
und mein Geschlecht segne.

 

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