Christian und das Trinitatislager

Als Prinz Christian im Weißenfelser Schloss zum Herzog von Sachsen-Weißenfels ausgerufen wird, läuten im ganzen Herzogtum die Glocken: in Weißenfels und Freyburg, in Querfurt und Sangerhausen. In Sangerhausen hat es Christian schon als Prinz gut gefallen, wenn er im Neuen Schloß gegenüber vom Rathaus zu Besuch war. Dort befindet sich heute das Amtsgericht.
Als er Herzog wird, lässt er bald die Bauleute kommen. Sie sollen im Neuen Schloss eine Kapelle einbauen. Nach einem halben Jahr ist sie fertig. Zum Trinitatisfest 1713 am Sonntag nach Pfingsten wird sie eingeweiht.

Punkt 5 Uhr früh weckt Kanonendonner die Stadt. Eine ganze Stunde läuten alle Glocken. Um 9 Uhr nimmt der Herzog auf der Empore Platz. Die neue Orgel erklingt zum ersten Mal und beim Klang von Pauken und Trompeten zieht der Hofstaat zum Gottesdienst ein. Der Altar wird geschmückt. Eine Bibel wird feierlich nach vorn getragen und aufgeschlagen. Die Hofdamen recken die Köpfe und raunen. Diese Bibel, sie ist ja mit Silber eingebunden, staunen sie.

Der Hofprediger predigt eindrucksvoll und am Nachmittag gehen alle gleich noch einmal zum Gottesdienst und auch am nächsten Tag. Drei Tage dauert das Fest.

Christian will, dass sich alle daran erinnern. So zieht der ganze Hofstaat jedes Jahr am Trinitatis-Sonntag von Weißenfels nach Sangerhausen. Der Herzog lädt zum Trinitatis-Lager ein. Alle vergnügen sich mit Theater, Jagd und leckeren Banketten. Doch der Höhepunkt ist jedes Mal der Gottesdienst in der Schlosskapelle St. Trinitatis.

Christian und seine Frau Louise Christine sind sehr traurig, daß sie keine Kinder bekommen. Aber sie feiern gern und prunkvoll. Herzog Christian pflegt viele Hobbies, z.B. Reiten und die Jagd. Seinen Lieblingshund Hercules läßt er sogar malen. Er sammelt Waffen und erfreut sich an silbernen Vasen und Kerzenleuchtern. Vor allem begeistert er sich für Musik und Literatur, für Theater und Oper. Als Herzog muss er dazu nicht einmal ins Theater gehen, sondern die Aufführungen finden im Schloss statt, also in Weißenfels und in Sangerhausen. Musiker, Schauspielerinnen und Künstler gehen am Hof ein und aus. Sogar der berühmte Komponist Johann Sebastian Bach wirkt für ihn: Bach komponiert ihm zu seinem 31. Geburtstag die Jagdkantate.

Das alles kostet viel Geld und der Herzog ist meistens knapp bei Kasse. Ein Goldschmied, bei dem er einen kunstvollen silbernen Leuchter bestellt, muss einmal sogar mehrere Monate auf seinen Lohn warten!

An seinem Lebensende ist Christian blind und muss im Rollstuhl sitzen. Er stirbt mit 54 Jahren in Sangerhausen. Zum letzten Mal läuten die Glocken. Bürgermeister und Stadtrat, die Pfarrer und alle Schulkinder begleiten den Sarg bis an die Stadtgrenze von Sangerhausen. In einem prächtigen Umzug wird er nach Weißenfels gebracht und in der Gruft beigesetzt.

 

Predigten zu Himmelfahrt, Pfingsten und Trinitatis: hier
Predigten im Jahreslauf: hier

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