Die ägyptischen Pharaonen wollten auch im Tod ungestört ruhen. Schließlich gab es schon im Altertum Grabräuber. Selbst die Pyramiden blieben davon nicht verschont. Im Tal der Könige tüftelten die geschicktesten Konstrukteure, damit die Gräber am Nil zu Festungen für die Ewigkeit werden. Als Tutanchamun 1325 v.u.Z. starb, wurde sogar ein Fluch eingesetzt. Auf einer Tontafel warnte er jene Grabräuber, die schon vor dem Ziel standen.
Die Vorsorge hat sich gelohnt. 1922 fand man Tutanchamuns Mumie unversehrt – und die Welt staunte über die unermeßlichen Schätze, die den dreifachen Sarg umgaben. Freilich starben kurz hintereinander mehrere am Fund beteiligte Menschen… Bis heute spekulieren manche über den Fluch des Pharao.
Was werden unsere eigenen Nachfahren in 3000 Jahren finden, wenn sie nach der heutigen Kultur graben? Pyramiden bauen wir nicht mehr, aber Gräber haben wir auch. In Salzstöcken vergraben wir strahlenden Wohlstandsmüll. In einem Betonsarkopharg haben wir den Reaktor von Tschernobyl versiegelt.Um Grabräuber in die Flucht zu schlagen, ist kein Fluch nötig: Auch in 10 000 Jahren wird von diesen Gräbern Tod ausgehen. Schon jetzt zeigen sich die ersten Risse.
In diesen Tagen jährt sich die Atomkatastrophe von 1986 in Tschernobyl. Was mit dem Atommüll wird, den wir weiterhin weltweit produzieren, ist immer noch ungeklärt. Die Frage betrifft uns alle: Wann endlich gehen wir so sorgsam mit Energie um, dass wir ohne Atomstrom auskommen? Dann hätten sich Castor-Transporte, Blockaden und Großeinsätze von selbst erübrigt.
Als vor ein paar Jahren gegen einen Atommüll-Transport demonstriert wurde, haben die Kirchen im Wendland ihre Türen geöffnet. Sie wollten einerseits gewaltfreie Zonen sein und andererseits Orte, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Denn darüber müssen wir uns alle verständigen, nicht nur in Berlin und nicht nur in Gorleben: wie wir unsere Schöpfung bewahren. Unsere Nachkommen haben ein Recht darauf, auch in 10 000 Jahren. Die Bewahrung der Schöpfung geht alle an, nicht nur die Kirchen.
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