In uns allen steckt ein bisschen Salz. Bei Erwachsenen weiß ich die Menge: 150 bis 300 Gramm * Bei Kindern ist es weniger. Unsere Knochen würden ohne Salz brechen, wir würden müde oder schwindelig. Von zu viel Salz bekommen die Leute Bluthochdruck. In unserem Blut schwimmt immer ein wenig Salz. Nicht zu viel, nicht zu wenig.

Der Körper regelt das übrigens hervorragend. Wenn wir zu viele Salzstangen oder Chips gegessen haben, bekommen wir Durst. Dann trinken wir Wasser, das Blut verdünnt sich und die Salzkonzentration sinkt.
Und nicht nur in uns steckt ein bisschen Salz. Ohne Salz schmeckten die besten Spaghetti mit Tomatensoße nicht. Salz wird auch für die Geschirrspülmaschine gebraucht. Oder im Winter, wenn die Autobahn glatt ist, sprüht der Schneepflug Streusalz. Da sind dann noch andere Salze mit drin. Die Halden bei Sondershausen oder Teutschenthal sind Kali-Halden.
Salz ist für uns so selbstverständlich wie die Luft, die wir atmen, oder die Sonne, die scheint. Heute wird es mit großen Maschinen in Bergwerken abgebaut. Aber früher haben die Menschen es mühsam gewonnen. Sie waren auf salzhaltige Quellen angewiesen. Sie haben das Salzwasser, die Sole, in riesigen flachen Pfannen so lange gesiedet und geköchelt, bis nur noch das Salz übrigblieb. Dieses Salz haben sie teuer verkauft. Eine Stadt, in der Solequellen sprudelten, wurde dadurch oft reich. Frankenhausen oder Halle etwa. Über dem ersten Grab links hinter mir könnt ihr Maria Elisabeth Mogk sehen. Ihr Vater besaß in Frankenhausen so eine Salzsiedepfanne, er war Pfänner und Bürgermeister. Dadurch wurden Mogsk zu den reichsten Leuten von Sangerhausen, als Maria Elisabeth heiratete und von Frankenhausen hierher zog.
Beim Erntedankfest freuen wir uns über die Äpfel und Pflaumen, Kartoffeln und Blumen, die in unseren Gärten und Feldern gewachsen sind. In diesem Jahr hat es wieder sehr wenig geregnet. Es ist erstaunlich, was die Erde trotzdem hervorgebracht hat. Wir merken: es ist nicht selbstverständlich, dass etwas wächst. Die Erde ist verletzlich, und es ist wichtig, dass wir sorgsam mit der Umwelt umgehen. Auch Salz kann Schaden anrichten. Wenn die Abwässer vom Kali-Bergbau in die Flüsse geleitet werden, sterben die Fische ab. Im Winter schädigt das Streusalz die Wurzeln der Bäume. Sie können kein Wasser mehr aufnehmen und vertrocknen. In Sangerhausen ist deshalb verboten, vereiste Wege mit Streusalz aufzutauen. Auf versalzterem Boden kann kein Weizen oder Reis mehr angebaut werden. Wir müssen die Erde schützen und das Leben auf ihr hüten. Das Wasser ist kostbar, genauso wie saubere Luft, fruchtbarer Ackerboden oder eben das Salz.
Jesus sagt: Ihr seid das Salz der Erde. Er meint: Ihr seid wichtig. Ihr werdet gebraucht, die Erde zu bewahren. Ihr seid wir so nötig wie das Salz. Jedes einzelne Körnchen hilft, eine Suppe schmackhaft zu würzen. Jedes einzelne Kind, jeder Erwachsene kann etwas beitragen. Jede kann mithelfen, dass wir freundlich zu der Erde sind und auf unserer Erde gut miteinander leben. Dass es gerecht zugeht. Dass alle etwas haben. Dass niemand unter die Räder kommt. Wenn wir Salz sind, tragen wir dazu bei, das Leben für alle schmackhafter und menschenwürdiger machen. Ihr seid das Salz der Erde.
* Wikipedia-Eintrag zu Kochsalz
Familiengottesdienst zum Erntedankfest zum Ökumenischen Tag der Schöpfung 2019 „Ihr seid das Salz der Erde“