Kostbare Stille

Ruhe!!!
Im alten Rom soll es sich nicht angenehm gewohnt haben: Der Krach von rumpelnden Karren und Händlern riß die Leute im Morgengrauen aus dem Schlaf; die engen Straßen waren tagsüber oft verstopft, und abends hallten sie wieder vom Gegröle in den Tavernen und den Schlägereien Betrunkener. Wer das entsprechende Kleingeld hatte, baute eine Villa auf dem Lande. Dort gab es Ruhe und gesunde Luft.
Stille ist ein kostbares Gut. Wo wir hinkommen, werden wir berieselt. In großen Kaufhäusern wird gezielt Hintergrundmusik eingesetzt als Animierung zum Kauf, im Laufe des Tages differenziert nach verschiedenen Zielgruppen. Zuhause gilt vei vielen der erste Griff der Fernbedienung. Radio und CD-Player dudeln im Dauerbetrieb, bei den Hausaufgaben, bei der Hausarbeit, beim Essen. Man will schließlich abschalten vom Streß draußen, von Schule und Arbeit.
Abschalten und sich gleichzeitig berieseln oder zudröhnen lassen wollen – eigentlich ein Widerspruch. Drückt sich darin Angst vor der Stille aus? Ich vermute, dass manche Menschen Stille um sich herum gar nicht mehr aushalten können. Vielleicht steht es um sie wie um die Kinder, die laut singend in den Keller hinabsteigen, weil sie sich vor der Dunkelheit fürchten.
Was soll durch unsere selbstgemachte Geräuschkulisse allüberall übertönt werden? Ist sie nicht auch Ausdruck unserer eigenen Unruhe? Wie beänstigend muß die Unruhe und Unsicherheit pochen, damit immer mehr Phon nötig sind, sie zu übertönen und zu überhören!
Ich will meine Ruhe haben, sagen viele. Also: Jalousien ‚runter, Vorhänge zu, nichts sehen und hören wollen von dem, was draußen passiert.
Ich glaube, wirkliche Ruhe kommt von innen heraus und nicht, indem wir uns abschotten.
Wer sich auf ein inneres Gespräch mit sich selbst oder mit Gott einläßt, braucht keine Angst zu haben vor dem, was in der Tiefe der eigenen Seele wohnt. Wer in innerer Ruhe lebt, kann wahrnehmen, was draußen passiert, und kann Verantwortung übernehmen. Aus der Stille kommt die Kraft.
Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, das auzuprobieren und auch mal akustisch abzuspecken.

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe. (Psalm 62,2)

Andachten und Predigten in der Passions- und Vorpassionszeit: hier
Predigten in der Trinitatiszeit: hier
Predigten im Jahreslauf: hier

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