Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet

Haben Sie einen folgsamen Chef, der immer einverstanden ist mit dem, was Sie sagen? Nein? Dann scheuern Sie ihm doch mal eine! Links und rechts – lassen Sie Ihre Wut richtig raus! Sie werden merken, dass es Ihnen danach besser geht; Aggressionen müssen schließlich raus.
Auf diesen Gedanken sind Sie wahrscheinlich noch nie gekommen. Nicht weil alle Chefs so einsichtig sind, sondern weil es sich nicht gehört, dass wir Konflikte so austragen.Jedenfalls in der Öffentlichkeit. Was sich hinter der Wohnungstür abspielt, steht auf einem anderen Blatt. Den Frust des Tages müssen andere ausbaden. Da rutscht schnell einmal die Hand aus. Aber eben nie gegen die Chefs, sondern immer gegen die, die schwächer sind: Jede dritte Frau hat in ihrem Leben Gewalt erfahren, sagen Statistiken, Kinder noch öfter.
Aber Gewalt gebiert weitere Gewalt. Geprügelte Knaben werden zu Prügelknaben. Mit der Gefühllosigkeit, die ihnen einst entgegengebracht wurde, behandeln sie andere. Mädchen und Frauen werden eher depressiv, verletzten sich, hungern sich aus, stopfen Tabletten in sich hinein, wenden die Gewalt gegen sich selbst.
Es geht oft aggressiv zu in unserer Gesellschaft, auch in unserer Stadt. Das Ergebnis habe ich eine Zeitlang gesehen, wenn ich aus meinem Küchenfenster geguckt habe. Auf dem Sangerhäuser Marktplatz sind manchmal so oft Flaschen zu Bruch gegangen, daß die Stadtwirtschaft Mühe hatte, mit dem Kehren nachzukommen.

Gewalt ist – auch global – ein solches Problem geworden, dass die Kirchen 2001 eine Dekade zur Überwindung von Gewalt ausgerufen hatten. Zehn Jahre lang sollte für Christ*innen auf der ganzen Welt im Mittelpunkt stehen, wie wir mit der wachsenden Gewalt umgehen können. Auch danach suchen Christinnen und Christen nach Wegen, Gewalt einzudämmen.  In einem Gottesdienst haben Mitarbeiterinnen des Frauenhauses erzählt. Denn das ist der erste Schritt: das Schweigen brechen.

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