Ein Licht anzünden – Barbara und Andreas Gutkes

Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Das Ehepaar Gutkes** hat ein freundliches Licht angezündet, und es strahlt weit über ihr Leben hinaus. Sie haben nicht nur an sich und an ihre Familie gedacht. Ihre Stiftung hat mehrere hundert Jahre junge Leute erfreut, Studierende, junge Paare, die sich geliebt haben und die mit ihrer Hilfe eine Partnerschaft beginnen und eine gemeinsame Existenz aufbauen konnten. Sie haben dazu beigetragen, da die Jungen dieser Stadt unterrichtet werden konnten von pädagogischen Mitarbeitern, die ihr Auskommen hatten.Gutkes Andreas und Barbara
Ihr seid das Salz der Erde. Am Ende des 16. Jahrhunderts hat dieses Ehepaar ein Zeichen gesetzt für junge Leute in Sangerhausen. Es hat, modern gesprochen, in Bildung investiert und in Überwindung der Benachteiligung durch Armut.

Wir wissen nichts über die Beweggründe von Andreas und Barbara. Wie waren sie sonst? Wollten sie sich vielleicht nur darstellen? Jede und jeder hat auch irritierende Seiten, wir auch. Niemand ist nur Licht.
Jesus ermutigt uns, daß wir uns nicht auf unsere Schattenseiten fixieren, daß wir uns von unseren Schwächen bestimmen oder von unseren Fehlern niederdrücken lassen. Stattdessen können wir überlegen, welche Gaben in uns stecken. Was kann ich entfalten, womit kann ich leuchten?
Und zuletzt: wohin müßten wir heutzutage Lichter bringen? Wo ist es nötig, daß wir Zeichen setzen?

Wir können dankbar sein für Menschen wie die Gutkesens. Vor 430 Jahren haben sie uns ein Beispiel gegeben. Sie haben das Gemeinwesen bereichert. Ihr Beispiel ist sichtbar, weil es ein finanzielles war. Von vielen anderen wissen wir es nicht, weil ihr Lebenswerk in anderer Hinsicht weitergewirkt und –gestrahlt hat. Für uns alle heißt es: Seid Licht, Salz, Funke oder manchmal auch Sandkorn im Getriebe.

Lied: Kleines Senfkorn Hoffnung

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** Barbara und Andreas Gutkes – Bürgermeister- und Stifterfamilie

Barbara und Andreas Gutkes gehörten zu den Leuten, die in Sangerhausen etwas zu sagen hatten. Mindestens zweimal war Andreas Bürgermeister, 1573 und 1584. Gern wurden beide auch als Taufpaten gebeten. Oft standen sie dabei gemeinsam mit anderen einflußreichen Leuten am Taufbecken: Amtsschösser Caspar Tryller, Bürgermeister Matthias Westphal, Superintendent Seidler, Superintendentenwitwe Catharina Mosbach oder Pfarrer und späterer Superintendent Seume oder deren Frauen.
Barbara wird einiges mitbekommen haben von den Amts-Angelegenheiten ihres Mannes. Als Gattin mußte sie ihn auch begleiten und repräsentieren und ein gastfreies Haus führen.
Andreas stammte, wie es für Ratsherren und Bürgermeister selbstverständlich war, aus einer alteingesessenen Sangerhäuser Familie und war begütert – Barbara wird aus einem Umfeld kommen, das dem angemessen ist. Dazu gehörte eine entsprechende Mitgift.
Zum Rat gehörten 8 Ratsherren sowie aus jedem der vier Stadtviertel ein Vierherr. Natürlich hat sie gebangt, wenn im Rathaus Wahl war. Die Legislaturperiode betrug ein Jahr. Zu Martini (11. November) bestimmten die Ratsherren, wer neu in den Rat nachrückt, und wählten aus ihrer Mitte 2 Bürgermeister. Epiphanias (6. Januar) wurde der neue Rat eingeführt, mit Gottesdienst, Festessen und Huldigung der Bürger. Allerdings war ihr Mann nicht allein. In Sangerhausen amtierten immer zwei Bürgermeister gleichzeitig.

Geheiratet haben sie vor 1573. Ihnen gehörte der Kaltenborner Hof, ein alter steuerbefreiter Freihof südlich der Tryllerei. Der Stadtchronist Samuel Müller berichtet andererseits, dass sie „am neuen Markte, da der steinerne Gasthof ist“, wohnten. Dort standen die ersten Häuser am Platze – vis a vis vom Rathaus.
Barbara hatte – wo auch immer – die Aufsicht über Haus und Hof. Zum Haus gehörten Angestellte: im Pestjahr 1577 starb eine Magd. Auch Verwandte fanden hier Aufnahme. 1578 starb Anna, eine Verwandte wahrscheinlich aus ihrer Linie, vielleicht eine Tante.
Ob Barbara Kinder geboren hat, ist fraglich. Sie müßten vor 1573 zur Welt gekommen sein. Wahrscheinlicher ist, dass sie kinderlos blieb. Denn ihr Erbe verteilen die Eheleute anders.

War es nur das Bedürfnis eines Bürgermeisters nach Repräsentation, oder waren sie einem Schicksalsschlag entgangen – 1580 jedenfalls ließen sie eine hölzerne Gedenktafel anfertigen, die im Altarraum der Jacobi-aufgehängt wurde. Damit verbunden war sicher eine beträchtliche Spende, und auch das Kunstwerk muß einiges gekostet haben.
Es zeigt beide unter dem Kreuz von Jesus kniend, und sie haben einen Bibelvers aus dem Römerbrief ausgesucht: „Jesus ist um unserer Sünden willen (in den Tod) dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt.“ Haben sie damals schon an’s Sterben gedacht?

Im November 1584 wurde ein Testament gemacht. Der Großteil nach beider Tod sollte öffentlichen und sozialen Aufgaben zugute kommen, dem Armenkasten und der Besoldung der Lehrer und Geistlichen. Unbemittelten jungen Leuten verhalfen sie zu einer Startbeihilfe mit einem Zuschuß „einem Paar armen, frommen und redlichen neuangehenden Ehevolke zur Anrichtung ihrer Wohnung“.
Ein Stipendium sollte Sangerhäuser Bürgerssöhnen das Studium ermöglichen. Die Liste derer, die durch Stipendien wie das von Gutkes’ eine Universitäts-Ausbildung durchliefen, ist beeindruckend; mit ihnen wurde eine bürgerliche Schicht herangebildet, die prägend wirken und Führungsaufgaben übernehmen konnte.

Am 7. August 1585 wurde Barbara Witwe. Andreas starb mit 55 Jahren. Barbara ließ ein kostbares steinernes Epitaph anfertigen. Als das Trauerjahr vorüber war, heiratete sie wieder einen Bürgermeister: H. Fischer aus Frankenhausen. Die Hochzeit fand dort statt, und dorthin wird sie auch umgezogen sein. Der Sterbeeintrag vom 28. 4. 1633 „die alte Barbara Guttkäsin“ bezieht sich sicher nicht auf sie.
Auf dem hölzernen Epitaph ist beider Bild überliefert.

Predigt am 26. Juli 2015 (8. Sonntag nach Trinitatis) über Matthäus 5, 13 – 16: Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt

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