Was ist eigentlich mit der Gefallenen-Gedenktafel in der Jacobi-Kirche, fragten Leute mich vor einiger Zeit.
Ich druckste herum. Natürlich, die drei Soldatenbilder für die Gefallenen des 1. Weltkriegs, in den 20er Jahren gemalt. Von einem Pfeiler blickten sie auf die Gemeinde herab, Sonntag für Sonntag, bis zum Kirchenbrand 1971. Sie erinnerten an die verlorenen Väter, Brüder und Söhne und hielten zugleich die Erinnerung an Schmach und Niederlage wach. „Ich hatt’ einen Kameraden“, das klang lange in den Ohren.
Ob sie die Leute auch zum Frieden gemahnt haben? Ich fürchte, solche Tafeln hatten damals eine andere Funktion. Der nächste Krieg kam bald und mit ihm neue Kämpfer für Volk und Vaterland, neue Tote, neue Bitterkeit.

Nach der Friedlichen Revolution wurden in vielen Dörfern die Gefallenen-Denkmäler erneuert oder ergänzt. Ein Ort der Erinnerung kann hilfreich sein, gerade wenn die Erinnerungen verblassen. Denn wer kennt sie schon noch, die Toten von damals – unsere und die der anderen?
Bloß: von den Gefallenen der anderen erzählen unsere Gedenktafeln kaum. Woran erinnern wir uns und die Nachfahren, und was blenden wir aus? Manchmal verschiebt sich so das Bild, ohne dass es uns so recht bewußt wird. Wie gehen wir mit dem um, was unsere Vorfahren uns hinterlassen haben?
So ist das mit dem Gedächtnis: Was weit weg ist oder nicht ins Bild paßt, das gerät leichter in Vergessenheit. Doch die dunklen Seiten gehören auch dazu.
Die Leute in Oberröblingen haben versucht, das Bild zurechtzurücken. Ihr Gedenkstein neben der Kirche mahnt zu Versöhnung und Frieden. Auch in der Brückener Kirche sind nicht nur die Gefallenen aufgezählt. Ihre Namenstafel erinnert auch an Jesus, der gesagt hat: Selig sind, die Frieden stiften.
Es ist für mich spannend, wovon unsere Denkmäler erzählen, die alten und die neuen. Am Tag des Offenen Denkmals ist Gelegenheit, dass wir genauer hinschauen, uns erinnern und das Alte für unsere Zeit neu deuten. Vielleicht entdecken Sie eine Seite, die Sie noch nicht kannten. Denk mal!
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