Jutta von Sangerhausen
Spielszene für Erzählerin, 2 Erwachsene und 9 Kinder.
Vor vielen hundert Jahren lebte in Sangerhausen ein Mädchen mit dem Namen Jutta. Eines Tages saß Jutta vor der Ulrichskirche und baumelte mit den Beinen. Sie hörte, wie sich zwei Frauen unterhielten.
Zwei Sangerhäuserinnen ( Erwachsene) unterhalten sich über Elisabeth von Thüringen.
1 Hast du schon gehört? Elisabeth ist gestorben!
2 Elisabeth, unsere Landgräfin? – Ich weiß noch, wie sie als kleines Mädchen aus Ungarn auf die Wartburg gebracht wurde. Dort wurde sie mit Ludwig verlobt…
1 … und mit 14 verheiratet. So jung! Mit 15 bekam sie schon ihr erstes Kind.
2 Aber an uns einfache Leute hat sie immer gedacht. Sie hatte ein Herz für uns. Sie ist von der Wartburg herabgestiegen und hat den Armen tatsächlich Brot verteilt. Einmal soll sich das Brot sogar in Rosen verwandelt haben!
1 (staunt) So ein Wunder! Brot wird zu Rosen!!
2 Kranke hat sie gepflegt. Mit eigenen Händen. Als Landgräfin! Sie war sich nicht zu fein dafür. Die Hofleute auf der Wartburg haben die Nase gerümpft: Warum setzt sie sich nicht hin und lässt sich bedienen, wie es sich gehört?
1 Also ich habe sie bewundert. Hungrige speisen, Durstige tränken, Kranke pflegen, Fremde aufnehmen, das steht schon in der Bibel. Elisabeth hat das wirklich gemacht.
Doch nun ist sie gestorben.
2 Wahrscheinlich hat sie sich zu viel aufgeopfert.
1 Ja, sie war am Ende ganz erschöpft. Dabei war sie gerade 24 Jahre alt.
2 24 – so früh gestorben. Und doch hat sie so viel ausgestrahlt. Ihr Leben war richtig erfüllt.
1 Ich habe mir schon manchmal gedacht, wir müssten alle so leben wie Elisabeth und tun, was in der Bibel steht.
2 Dann würde es in Sangerhausen anders aussehen.
Jutta hatte die ganze Zeit gelauscht. Es hat sie sehr beeindruckt. So wie Elisabeth wollte sie auch werden: Sie wollte so an Gott glauben, und sie wollte so für die Menschen da sein.
Oft ging sie in die Ulrichkirche und dachte an Gott. Einmal, sie war 10 Jahre alt, betete sie: Gott, zeige mir meinen Lebensweg und sei bei mir! Immer wieder dachte sie an Elisabeth. Nur heiraten und Kinderkriegen, das schien ihr zu wenig.
Jutta wuchs und wuchs. Sie wurde erwachsen, eine richtig schöne Frau. Ihre Eltern beschlossen, dass es Zeit ist zum Heiraten. Sie suchten einen Mann für sie aus. Du bekommst einen richtigen Herrn, sagten sie zu ihr.
So heiratete Jutta einen „Herren von Sangerhausen“ und kam unter die Haube, wie man so sagt. Damals bekam eine Frau tatsächlich eine Haube. (Haube aufsetzen)
Sie vertrugen sich ganz gut. Nur eins gefiel ihrem Mann nicht: dass sie so viel in die Kirche ging und sich mit dem Pfarrer unterhielt.
Mann: Das gehört sich für eine Frau nicht. Du musst nicht so viel wissen. Kümmere dich lieber um das Essen.
Jutta war nämlich klug. Ihr Mann war eifersüchtig, dass sie sich mit einem Mann unterhielt, der mehr wusste als er.
Aber Jutta wusste, dass Sie nichts Unrechtes tat. Außerdem war sie eine gute Mutter. Sie bekam fünf Söhne und sorgte dafür, dass die etwas lernten. Und sie pflegte Kranke und kümmerte sich um arme Leute.
(Krankenpflege zeigen)
Jahre vergingen. Juttas Mann starb. Jutta wurde Witwe. Sie bekam den Witwenschleier. Wie sollte es jetzt weitergehen? Ihre Verwandten kamen und befahlen ihr:
Verwandte 1: Du sollst wieder heiraten.
Aber sie wollte nicht.
Verwandte 2: Dann geh in ein Kloster. Da kannst du auch beten.
Jutta schüttelte den Kopf. Heiraten? Ins Kloster gehen? Nein. Sie musste immer wieder an ihr großes Vorbild denken, an Elisabeth. Was hatte Elisabeth gemacht, als ihr Mann starb? Elisabeth hatte ihr ganzes Geld an die Armen weggegeben und Kranke gepflegt. Das wollte sie auch. Und jetzt war Gelegenheit dazu.
Zunächst verschenkte Jutta ihren Besitz. Sie kannte viele Familien in Sangerhausen. Sie wusste genau, welche Familie schlecht dran war. Sie rief die Ärmste zu sich. Ihnen verteilte sie ihr Geld. Alles, was sie hatte.
(Arme kommen, Jutta verteilt Geld)
Die Leute in Sangerhausen schüttelten den Kopf. Jutta war tatsächlich so verrückt wie damals ihre Landgräfin Elisabeth.
Kind 3: Sie hat wirklich alles verschenkt. Sie hat selbst nichts mehr.
Kind 4: Wovon will sie jetzt zu Essen kaufen?
Es kam noch ungewöhnlicher. Jutta eröffnete ihnen: Ich gehe nach Polen. Ich will den Leuten in Polen von Gott erzählen.
Die Sangerhäuser konnten sich überhaupt nicht mehr fassen.
Kind 5: Ausgerechnet nach Polen – so weit weg von Zuhause.
Kind 6: Jetzt ist sie völlig übergeschnappt.
Jutta ließ sich nicht beirren. Sie packte ihre Sachen ein. Viel besaß sie ja nun nicht mehr. Sie verabschiedete sich und wanderte nach Polen. Das beeindruckte die Leute in Sangerhausen dann doch. Sie zog ins Ungewisse, so wie in der Bibel Abraham und Sara ihre Heimat verlassen hatten, weil Gott es ihnen gesagt hatte.
Lied Geh, Abraham, geh
Viele Tage lang wanderte Jutta, zu Fuß. Mehrere Wochen dauerte ihre Reise. In der Nähe von Kulmsee, Chelmza, fand sie Unterschlupf in einer kleinen Hütte. Dort blieb sie. Jeden morgen betete sie zu Gott. Dann ging sie zu Kranken und pflegte sie. Abends betete sie wieder.
Erst verstanden die Leute Jutta nicht. Sie sprachen ja polnisch. Dann fingen sie an, Jutta zu bewundern.
Polin 1: Jutta pflegt unsere Kranken.
Polin 2: Sie erzählt uns von Gott.
Wenn Jutta an ein Krankenbett trat, war es, als ob die Sonne aufging.
Jutta sagte: Wie die Sonne, so ist auch Gott.
Irgendwann starb Jutta. Die Leute in Polen haben sie nicht vergessen. Und sie haben nicht vergessen, was Jutta sagte. Gott ist wie die Sonne. Sie haben Jutta gemalt mit einer Sonne
Bild von Jutta mit Sonne zeigen.
Bis heute feiern die Leute in Kulmsee im Frühling ein Fest und denken an die Frau aus unserer Stadt, an Jutta von Sangerhausen.
Lied: Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
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