Kinder gehen weg

Manchmal geht ein Kind einfach weg. Aus Neugier. Weil da etwas ist, was es fasziniert und anzieht, etwas, von dem es merkt: dem muß ich jetzt nachgehen. Manchmal kommen Kinder auf diese Weise Geheimnissen auf die Spur, erstaunlichen oder auch schrecklichen. Meistens kommen sie mit tausend Fragen von ihren Ausflügen zurück, erfüllt oder verwirrt. Was sie erlebt haben, verändert sie ein klein wenig und läßt sie wachsen. Weiterlesen

Lichtmess – Verwandlung und Normalität

Am 2. Februar ist Maria Lichtmeß oder „Darstellung des Herrn“. Mit acht Tagen, also zu Neujahr, wird Jesus beschnitten. Mit sechs Wochen, 40 Tage nach der Geburt, trägt Maria ihr Kind in den Tempel. Sie reinigt sich kultisch von der Geburt. Sie stellt ihren Erstgeborenen Gott vor und bringt das vorgeschriebene Opfer. Damit endet die Weihnachtszeit. Die Tage sind schon länger. In früheren Jahrhunderten endete das gemeinsame Spinnen in den Spinnstuben und die Frühjahrsarbeiten auf den Feldern wurden vorbereitet. Viele bäuerliche Regeln ranken sich um den 2. Februar. Weiterlesen

Der Tod tröstet (Käthe Kollwitz)

Eine junge Frau geht nach Berlin, in die Hauptstadt, wo etwas los ist. Sie heiratet dort. Ihr Mann hat Medizin studiert. Nach 1 Jahr kommt ein Kind, ein Sohn, 4 Jahre später ein Geschwisterchen. Die junge Familie zieht in den Prenzlauer Berg. Ihr Mann eröffnet eine Arztpraxis. So lernt auch sie die Leute kennen, einfache Leute. Sie sieht auch viel Elend. Das prägt sie. Sozialkritisch sei sie, wird ihr nachgesagt. Als sie mit 31 Jahren für eine Auszeichnung vorgeschlagen wurde, verhindert das die Regierung: zu unangepasst sei sie, nicht gesellschaftsfähig. Weiterlesen

Totensonntag: das Grosse Sterben

Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten. Vor einem Jahr kam das große Sterben auch zu uns. Es kam auf leisen Sohlen. Sein Atem streifte ein Kind. Vielleicht war es auch ein Mann, genau weiß es niemand so richtig. Das Kind bemerkte nichts. Aber die Mutter des Kindes, sie arbeitete im Marienstift. Die trug es unbemerkt ins Heim. Und noch bevor sie es gewahr wurde, hatte es sich im Haus eingenistet. Es sprang über auf die Pflegekräfte, die Luft trug es von Zimmer zu Zimmer, und so kam es zu den Schwächsten, die ihm am wenigsten entgegensetzen konnten: Weiterlesen

Die Olivenbäume weinen

Kurz vor dem Passafest. Die Leute strömten nur so nach Jerusalem. Passawochenende in der Hauptstadt! Viele reisten auch schon ein paar Tage eher an und genossen die Hauptstadtatmosphäre und das Getümmel. Was gab es im Trubel nicht alles zu sehen! Einer ritt auf einem Esel über einen Teppich aus Mänteln. Das war ein Spaß! Sie rissen gleich ein paar Zweige von den Bäumen und schwenkten sie vor Begeisterung. Weiterlesen

Der Kelch der Mogks

Vor mir steht ein Kelch. Bei festlichen Gelegenheiten trinken wir aus besonderen Gefäßen. Unsere Vorfahren hatten Hochzeitspokale. Die mussten Braut und Bräutigam gemeinsam leeren. Zünfte und Innungen haben sich kunstvolle Zunftpokale anfertigen lassen. Wenn ein Ehrengast kam, wurde ein besonderes Gefäß zum Willkommen überreicht. Ein Kelch erinnert an die Höhepunkte im Leben, an die Stunden des Glücks. Weiterlesen

Der Tod tröstet. Predigt zum Totensonntag mit einem Bild von Käthe Kollwitz

Eine junge Frau geht nach Berlin, in die Hauptstadt, wo etwas los ist. Sie heiratet dort. Ihr Mann hat Medizin studiert. Nach einem Jahr kommt ein Kind, ein Sohn, vier Jahre später ein Geschwisterchen. Die junge Familie zieht in den Prenzlauer Berg. Ihr Mann eröffnet eine Arztpraxis. So lernt auch sie die Leute kennen, einfache Leute. Sie sieht auch viel Elend. Das prägt sie. Sozialkritisch sei sie, wird ihr nachgesagt. Als sie mit 31 Jahren für eine Auszeichnung vorgeschlagen wurde, verhindert das die Regierung: zu unangepasst sei sie, nicht gesellschaftsfähig. Weiterlesen

Kinder gehen weg – Predigt über den „verlorenen Sohn“

Manchmal geht ein Kind einfach weg. Aus Neugier. Weil da etwas ist, was es fasziniert und anzieht, etwas, von dem es merkt: dem muß ich jetzt nachgehen. Manchmal kommen Kinder auf diese Weise Geheimnissen auf die Spur, erstaunlichen oder auch schrecklichen. Meistens kommen sie mit tausend Fragen von ihren Ausflügen zurück, erfüllt oder verwirrt. Was sie erlebt haben, verändert sie ein klein wenig und läßt sie wachsen. Weiterlesen

Silvester: Abschied als Herausforderung

Wir verabschieden uns heute vom alten Jahr. Das Jahr endet im Dunkeln und zugleich im Licht. Ist es auch sonst so mit den Abschieden im Leben? Seit uns die Nabelschnur abgeschnitten wurde, gehören sie dazu, immer wieder. Abschied vom Kindergarten, von der Schule, aus einem beruflichen Umfeld. Abschied von Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind oder die es uns schwer gemacht haben. Abschied von einer Lebensphase, von Vertrautem, von Belastendem und Zermürbenden. Abschied von liebgewordenen Vorstellungen, von Lebenseinstellungen, vom Bild, das ich von mir selbst habe oder von anderen. Wir müssen uns immer wieder abnabeln. Abschied mit lachendem und weinendem Auge, als Schmerz und als Befreiung. Solange wir leben, verändern und wandeln wir uns, gehen auf Neues zu und begrüßen es. Solange wir leben, müssen wir uns auch verabschieden. Weiterlesen