Jahreslosung: Keine Diskriminierung!

Wie versteinert stand Emma da. Wieder einmal hatten sie ihr das hässliche Wort an den Kopf geworfen. Wieder einmal hatten sie ihr klargemacht: Du gehörst nicht dazu. Manchmal war es nur ein Blick, der Emma traf. Oder Leute drehten sich weg und grinsten sich an, wenn sie vorbeikam. Tausend kleine Nadelstiche hatten Emma gelehrt, dass sie anders war. Hier würde sie nie die gleichen Chancen haben. Sie würde nie so selbstverständlich über die Straßen bummeln können wie andere. Emma musste immer darauf gefasst sein, dass irgendwer ihr hinterherstarrte. Irgendwer, der sie nicht einmal kannte. Oder ausspuckte. Dabei war sie ein Mensch wie alle anderen auch. Weiterlesen

Lucia – die Rache des Ex

Am 13. Dezember ist Lucia-Tag. Lucia stammte aus Syrakus und wurde dort auf Betreiben ihres Verlobten um 310 hingerichtet, weil sie ihn nicht heiraten wollte. In Heiligenlegenden taucht immer wieder dieses Motiv auf, daß eine Frau sich weigert zu heiraten und deshalb ermordet wird. Verheiratet sein bedeutete für Frauen in den vergangenen Jahrhunderten (und in vielen Ländern bis heute) einen radikalen Verlust an Autonomie. Weiterlesen

Bäume ausreißen? Senfkörner pflanzen!

Durch Beharrlichkeit lassen sich Wunder erreichen. Eva Löber aus Wittenberg etwa. Dort steht am Markt das Haus des Malers Lucas Cranach. Es ist ein beeindruckendes Renaissance-Ensemble, denn Cranach war nicht nur Maler, sondern auch Apotheker, Drucker und Bürgermeister zugleich. Zu DDR-Zeiten war es hoffnungslos heruntergekommen. Schon 1989 setzte Eva Löber sich für den Erhalt ein. Sie suchte Gleichgesinnte. Sie gründete eine Bürgerinitiative und in den 1990-er Jahren eine Stiftung. Schritt für Schritt kratzte sie Fördergelder zusammen, trieb die Sanierung voran, entwickelte zeitgemäße Nutzungskonzepte. Heute sind die Cranach-Höfe Herberge, Künstler*innenwerkstatt, Malschule, kulturelles Zentrum. Am 22. Oktober wird Eva Löber vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz mit dem Schinkel-Ring ausgezeichnet, dem renommiertesten deutschen Denkmalschutzpreis.
Aber angefangen hat es klein und ziemlich aussichtslos. So klein wie das Senfkorn, das Jesus als Vergleich nimmt. Doch das Senfkorn hat ausgereicht, um Großes zu bewegen. Weiterlesen

Gewalt im Taufbefehl?

Die Kirche hat ein Gewaltproblem. Ich meine jetzt nicht die katholische Kirche und die sexualisierte Gewalt, deren Aufdeckung gerade in vielen Pfarreien gefordert wird. Ich meine die Gewalt, die mit dem Taufbefehl und Missionsauftrag verbunden ist, wie wir sie gerade in der aktuellen Lutherübersetzung gehört haben. Er beginnt mit den Worten von Jesus: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde.* Weiterlesen

Konfirmation: Von Angst und Mut

Lass dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut; denn ich, dein Gott bin bei dir, wohin du auch gehst“. (Josua 1,9) Diesen Vers aus dem Josuabuch hast du zusammen mit deinem Vater ausgesucht. Es geht um Angst und es geht um Mut. Jungs sollen mutig sein und keine Angst haben. Richtige Männer sind stark und zeigen keine Furcht. Diese Bilder von Männern geistern immer noch in den Köpfen herum und machen Jungs das Leben schwer. Denn die Ängste gehen davon nicht weg. Solche Sprüche beschädigen eher das Selbstvertrauen und den Mut. Es gibt so vieles, wovor Kinder und Erwachsene Angst haben. Etwa bei der Leistungskontrolle zu versagen. Vor anderen bloßgestellt werden. Etwas nicht schaffen. Einen Menschen verlieren. Weiterlesen

Barbara: Quarantäne im Turm

Am 4. Dezember ist Barbaratag. Barbaras Vater war ein reicher Mann. Als er verreisen wollte, ließ er einen dicken Turm bauen. Er sollte Barbara vor jeder Gefahr schützen. Der Turm wurde prächtig ausgestattet und mit Vorräten versehen für eine lange, lange Zeit. Barbara sollte es an nichts fehlen. Am Ende führte der Vater Barbara mit einer Dienerin hinein. Dann ließ er den Turm zumauern und zog außer Landes. Es hätte eine gute Zeit werden können. Aber Barbara wurde immer einsamer und fühlte sich eingesperrt. Weiterlesen

Umkehr zum Frieden

Umkehr zum Frieden, lautet das Motto der Friedensdekade. Umkehr zum Frieden ist die Aufgabe, wenn ein Krieg zu Ende ist. Bei Kriegsende ist ja noch lange nicht Frieden. Die Straßen stehen voller Ruinen, und auch die Menschen sind beschädigt und verstört und verbogen. So haben es die Älteren nach dem 2. Weltkrieg erlebt, so sehe ich es in vielen Ländern, die einen Bürgerkrieg hinter sich haben oder ein verbrecherische Regierung abgeschüttelt haben.
Wenn die Waffen endlich schweigen, wird wieder aufgebaut. Häuser und Geschäfte, Straßen und Brücken. Das lässt sich reparieren. Aber der Krieg hat sich auch in die Seelen eingegraben. Weiterlesen

Abraham: Eltern opfern Kinder

Was für eine schreckliche Geschichte! Ein Vater macht sich auf den Weg, seinen Sohn umzubringen und Gott zu opfern. Er hält das für gottgefällig. In letzter Minute hält ein Engel ihn davon ab. Das Kind lebt. Aber die Familie zerbricht daran. Vater und Mutter leben fortan getrennt, vielleicht waren sie das vorher auch schon. Die Mutter stirbt kurz darauf. Was das Kind denkt und fühlt, spielt keine Rolle. Auf seine angstvolle Frage weicht der Vater aus. Weiterlesen

Schwert des Glaubens? Ent-rüstet euch!

Eisenmann, stahlharter Ritter mit dem Schwert in der Hand, was treibt dich hierher?
Bis an die Zähne bewaffnet – warum verbirgst du dich hinter deinem Visier? Ich kann deine Schritte hören, dein Harnisch scheppert bei jedem Tritt.
Kommst du aus dem Mittelalter oder bist du dem letzten Science-Fiction-Film entsprungen?
Wovor fürchtest du dich so sehr, dass du dich in einem Panzer aus Eisen versteckst, säbelrasselnd, um die Angst zu übertönen – deine eigene?
Warum bist du so erstarrt in deiner Rüstung? Weiterlesen