Spielszene beim Erntedankfest und Tag des Flüchtlings mit zwei Personen (M: Interviewerin A: Asenat)
M: O, wer kommt denn da? Das ist ja jemand aus ganz vornehmer Familie. Sie bewegt sich wie eine Priesterin. Und der teure Duft – schweres ägyptisches Parfüm. Also in die Kirche gehört sie nicht.
A: Du hast recht. Ich komme aus höchster Familie. Und mein Vater ist Priester, ägyptischer Priester.
A: Du hast recht. Ich komme aus höchster Familie. Und mein Vater ist Priester, ägyptischer Priester.
M: Also ist sie weder christlich noch jüdisch. …
Lasse mich dich begrüßen. (beide verneigen sich voreinander)
M: E. M. [wirklicher Name]
A: Asenat
M: Asenat??? Bist du etwa Asenat, die Frau von Josef, dem Verwalter des Pharao?
A: … und Frau eines ehemaligen Häftlings, eines Ausländers, eines dahergelaufenen Sklaven.
M: Na, na. – Du magst ihn wohl nicht?
A: Doch, inzwischen. – Aber von mir aus hätte ich ihn mir niemals ausgesucht. Alle meine Freundinnen haben einen Ägypter geheiratet.
M: Der Pharao höchstpersönlich soll deine Hochzeit eingefädelt haben.
A: Ich wäre eine „würdige Braut“ für seinen Stellvertreter Josef…
M: Einen Fremden fandest du wohl nicht attraktiv?
A: Überhaupt nicht.
M: Er sieht anders aus, er spricht anders, er glaubt anders…
A: Doch als er zur Tür hereinkam und meine Hand drückte, hat er mir sehr gut gefallen. Und zwar gerade weil er so anders war als alle, die ich kannte.
M: ?? – Für ihn war doch vieles neu.
A: Genau. Deshalb hat er mir ständig Löcher in den Bauch gefragt: Über die Sphinx. – Wie wir unsere Feste feiern. – Warum ich niemals mit der linken Hand essen würde. – Und warum ich mich so hinhocke, dass niemand meine Fußsohlen sieht. – Da war ich mir dann selbst nicht mehr sicher, ob das wirklich so wichtig ist. Manchmal hat er auch einfach nur den Kopf geschüttelt und gelacht über unsere Sitten. Und ich musste dann auch lachen.
M: Also nicht nur er hat sich hier angepasst, sondern auch du bist viel lockerer geworden.
A: Ja. Aber es hat mich auch sehr betroffen gemacht, was er erlebt hat. Wie er halbtot in dem Brunnenloch lag. – Wie er um sein Leben gefürchtet hat. – Wie er hungrig war. – Wie er als Sklave hierher verschleppt wurde. – In dieser Zeit hat er gelernt, dankbar zu sein. Und er hat gelernt, achtsam umzugehen mit dem, was wir haben. Er würde niemals Essen wegwerfen.
M: Ach, Asenat, bei uns landen Schulbrote im Abfallkorb! Im Supermarkt muss alles ganz frisch sein, sonst kaufen es die Leute nicht. In der Zeitung stand, dass in Deutschland ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen wird!
A: Welche Verschwendung! Kennt ihr keinen Hunger bei euch?
M: Manche schon. In Sangerhausen haben wir ungefähr 500 Familien, die auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Sie gehen zur Sangerhäuser Tafel. – Asenath, geh doch mal zum Altar. Dort sind die Erntegaben und Lebensmittelspenden. Die sind für die Sangerhäuser Tafel bestimmt. (Asenat geht zu den Erntegaben.)
Asenat, viele können sich gar nicht vorstellen, wie mitten unter uns die Armut zu Hause ist.
A: Es ist schön, dass ihr zum Erntedankfest die Armen nicht vergesst. – Auch mir hat niemals etwas gefehlt. Aber wenn Josef mir die ärmlichen Hütten im Schatten der Pyramiden nicht gezeigt hätte, wären sie mir nie aufgefallen. Josef hat uns eingeschärft: Schaut genau hin. Teilt miteinander. Und sorgt für die Zukunft vor.
M: Du meinst den Traum vom Pharao? – Die sieben klapperdürren Kühe fressen die 7 prächtigen auf und die 7 verdorrten Getreidehalme die 7 dicken. – 7 Jahre lang gibt es gute Ernten, aber danach wächst 7 Jahre lang nichts auf den Feldern.
A: Ja. Josef ließ Vorratslager anlegen, als es uns gut ging und Rekordernten waren.
M: Bei uns ist es umgekehrt. Je mehr die Leute verdienen, desto mehr geben sie aus und manche machen sogar noch Schulden. Der Staat macht es genauso.
A: Weißt du, als es uns gut ging, viel Getreide wuchs und die Steuern sprudelten, hat Josef die Überschüsse zurückgelegt. Sonst wären viele Menschen in den schlechten Zeiten buchstäblich verhungert. Dann hätten sie mit teurem Parfüm und in schicken Kleidern vor leeren Tellern gesessen.Als Ausländer hat Josef erfahren, wie schnell sich alles ändern kann.
M: So hat er ganz Ägypten regelrecht vor einer Wirtschaftskrise bewahrt.
A: Und andere Länder haben uns beneidet. Mit Karawanen kamen sie zu uns, um Getreide einzukaufen.
M: Übrigens, viele hundert Jahre später suchte eine junge Familie mit ihrem neugeborenen Baby in Ägypten Zuflucht. – Das waren Maria und Josef mit dem Jesuskind auf der Flucht vor dem König Herodes.
A: Ja, Flucht ist kein Verbrechen. Das hat Josef immer wieder gesagt, und dass wir Gott dankbar sein können.
M: Asenat, ich glaube, wir können von Josef lernen, dass wir sorgsam mit dem umgehen, was wir haben, und dass wir miteinander teilen.
A: Hier steht Brot. Lasst es uns doch gleich miteinander teilen.
(Brot austeilen und essen)
Lasse mich dich begrüßen. (beide verneigen sich voreinander)
M: E. M. [wirklicher Name]
A: Asenat
M: Asenat??? Bist du etwa Asenat, die Frau von Josef, dem Verwalter des Pharao?
A: … und Frau eines ehemaligen Häftlings, eines Ausländers, eines dahergelaufenen Sklaven.
M: Na, na. – Du magst ihn wohl nicht?
A: Doch, inzwischen. – Aber von mir aus hätte ich ihn mir niemals ausgesucht. Alle meine Freundinnen haben einen Ägypter geheiratet.
M: Der Pharao höchstpersönlich soll deine Hochzeit eingefädelt haben.
A: Ich wäre eine „würdige Braut“ für seinen Stellvertreter Josef…
M: Einen Fremden fandest du wohl nicht attraktiv?
A: Überhaupt nicht.
M: Er sieht anders aus, er spricht anders, er glaubt anders…
A: Doch als er zur Tür hereinkam und meine Hand drückte, hat er mir sehr gut gefallen. Und zwar gerade weil er so anders war als alle, die ich kannte.
M: ?? – Für ihn war doch vieles neu.
A: Genau. Deshalb hat er mir ständig Löcher in den Bauch gefragt: Über die Sphinx. – Wie wir unsere Feste feiern. – Warum ich niemals mit der linken Hand essen würde. – Und warum ich mich so hinhocke, dass niemand meine Fußsohlen sieht. – Da war ich mir dann selbst nicht mehr sicher, ob das wirklich so wichtig ist. Manchmal hat er auch einfach nur den Kopf geschüttelt und gelacht über unsere Sitten. Und ich musste dann auch lachen.
M: Also nicht nur er hat sich hier angepasst, sondern auch du bist viel lockerer geworden.
A: Ja. Aber es hat mich auch sehr betroffen gemacht, was er erlebt hat. Wie er halbtot in dem Brunnenloch lag. – Wie er um sein Leben gefürchtet hat. – Wie er hungrig war. – Wie er als Sklave hierher verschleppt wurde. – In dieser Zeit hat er gelernt, dankbar zu sein. Und er hat gelernt, achtsam umzugehen mit dem, was wir haben. Er würde niemals Essen wegwerfen.
M: Ach, Asenat, bei uns landen Schulbrote im Abfallkorb! Im Supermarkt muss alles ganz frisch sein, sonst kaufen es die Leute nicht. In der Zeitung stand, dass in Deutschland ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen wird!
A: Welche Verschwendung! Kennt ihr keinen Hunger bei euch?
M: Manche schon. In Sangerhausen haben wir ungefähr 500 Familien, die auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Sie gehen zur Sangerhäuser Tafel. – Asenath, geh doch mal zum Altar. Dort sind die Erntegaben und Lebensmittelspenden. Die sind für die Sangerhäuser Tafel bestimmt. (Asenat geht zu den Erntegaben.)
Asenat, viele können sich gar nicht vorstellen, wie mitten unter uns die Armut zu Hause ist.
A: Es ist schön, dass ihr zum Erntedankfest die Armen nicht vergesst. – Auch mir hat niemals etwas gefehlt. Aber wenn Josef mir die ärmlichen Hütten im Schatten der Pyramiden nicht gezeigt hätte, wären sie mir nie aufgefallen. Josef hat uns eingeschärft: Schaut genau hin. Teilt miteinander. Und sorgt für die Zukunft vor.
M: Du meinst den Traum vom Pharao? – Die sieben klapperdürren Kühe fressen die 7 prächtigen auf und die 7 verdorrten Getreidehalme die 7 dicken. – 7 Jahre lang gibt es gute Ernten, aber danach wächst 7 Jahre lang nichts auf den Feldern.
A: Ja. Josef ließ Vorratslager anlegen, als es uns gut ging und Rekordernten waren.
M: Bei uns ist es umgekehrt. Je mehr die Leute verdienen, desto mehr geben sie aus und manche machen sogar noch Schulden. Der Staat macht es genauso.
A: Weißt du, als es uns gut ging, viel Getreide wuchs und die Steuern sprudelten, hat Josef die Überschüsse zurückgelegt. Sonst wären viele Menschen in den schlechten Zeiten buchstäblich verhungert. Dann hätten sie mit teurem Parfüm und in schicken Kleidern vor leeren Tellern gesessen.Als Ausländer hat Josef erfahren, wie schnell sich alles ändern kann.
M: So hat er ganz Ägypten regelrecht vor einer Wirtschaftskrise bewahrt.
A: Und andere Länder haben uns beneidet. Mit Karawanen kamen sie zu uns, um Getreide einzukaufen.
M: Übrigens, viele hundert Jahre später suchte eine junge Familie mit ihrem neugeborenen Baby in Ägypten Zuflucht. – Das waren Maria und Josef mit dem Jesuskind auf der Flucht vor dem König Herodes.
A: Ja, Flucht ist kein Verbrechen. Das hat Josef immer wieder gesagt, und dass wir Gott dankbar sein können.
M: Asenat, ich glaube, wir können von Josef lernen, dass wir sorgsam mit dem umgehen, was wir haben, und dass wir miteinander teilen.
A: Hier steht Brot. Lasst es uns doch gleich miteinander teilen.
(Brot austeilen und essen)
1. Mose 41,45 wird erzählt, wie Asenat mit Mose verheiratet wird.
Die Predigt und die Szene im Familiengottesdienst zum Erntedankfest und zum Tag des Flüchtlings 2012 „Flucht ist kein Verbrechen“ finden Sie hier