Ein 9-jähriger Junge schreibt auf, was er am 17. Juni 1953 in Sangerhausen erlebt hat.* Der Junge heißt Einar Schleef. Er wird malen, fotografieren, Stücke schreiben, inszenieren, anecken, die DDR verlassen und doch zeitlebens an Sangerhausen kleben. Mit dem 17. Juni 1953 beginnt er, Tagebuch zu schreiben. Der 17. Juni gräbt sich tief in den 9-jährigen ein und wird zum Schlüsselerlebnis, das er mehrfach wiederholt und noch Jahrzehnte später ergänzt, umarbeitet, nebeneinanderstellt.
Wer später im Osten „1953“ sagte, dachte vieles mit, was in den Monaten und Wochen drumherum passierte. Weiterlesen
2017
Der Kelch der Mogks
Vor mir steht ein Kelch. Bei festlichen Gelegenheiten trinken wir aus besonderen Gefäßen. Unsere Vorfahren hatten Hochzeitspokale. Die mussten Braut und Bräutigam gemeinsam leeren. Zünfte und Innungen haben sich kunstvolle Zunftpokale anfertigen lassen. Wenn ein Ehrengast kam, wurde ein besonderes Gefäß zum Willkommen überreicht. Ein Kelch erinnert an die Höhepunkte im Leben, an die Stunden des Glücks. Weiterlesen
Ein feste Burg?
Eine Feldpostkarte aus dem 1. Weltkrieg. Ein toter Soldat ist aufgebahrt. Seine Hände sind gefaltet. Drei Kameraden betrauern ihn. Im Hintergrund überbringt jemand die Todesnachricht. Darunter sind die Zeilen gedruckt: „Der alt‘ böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint, Groß‘ Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, Auf Erd‘ ist nicht sein’sgleichen.“ Weiterlesen
Blühende Landschaften für alle
Blühende Landschaften. Das hat nicht nur Helmut Kohl 1989 versprochen. Davon träumt die Bibel. Die Wüste soll grünen und blühen, dürres Land soll fruchtbar werden, Wasserquellen sollen sich auftun.
Im Moment erleben wir es umgekehrt: Äcker und Wiesen werden zubetoniert, um Autobahnen und Gewerbegebieten Platz zu machen. Insekten und Vögel finden keinen Lebensraum mehr. Dieselautos pusten mehr Gifte denn je in die Luft.
Die Bibel ist überzeugt, dass die Erde Gottes gute Schöpfung ist und wir Teile dieser Schöpfung. Sie fragt nicht, was machbar ist, sondern was gut tut und was gerecht ist. Weiterlesen
Wahlsommer global
Es ist Wahlkampfzeit. Bald beginnt die heiße Phase. Alle bringen sich in Positur. Und die ganze Welt spielt mit. Es wird mit harten Bandagen gekämpft. Die Reden auf dem Gipfel oder Sprüche á la „Die ganze Welt zu Gast bei Freunden“ sind nichts als Sonntagsreden. Jetzt geht es um die besten Plätze. Weiterlesen
1917: Glocken für den Krieg
Wenn abends um sechs die Glocken läuteten, mussten wir heimkommen, erzählte mir eine alte Frau. Und wenn es nachmittags läutete, wussten wir: auf dem Friedhof wird jemand beerdigt. Glocken begleiten das Leben vieler Menschen. Wenn sie zur Taufe und zur Konfirmation, zur Hochzeit und am Grab läuten, teilen sie die schönen und die schweren Stunden einer einzelnen Familie dem ganzen Dorf oder der ganzen Stadt mit. Und umgekehrt nehmen sie die einzelnen in das hinein, was die Allgemeinheit betrifft, Frieden und Krieg, Feuer, Gefahr und Befreiung. Weiterlesen
Goldene Konfirmation 2017: Keine 68er
Unter den Talaren ein Muff von tausend Jahren. Vor einem halben Jahrhundert schickten sich junge Leute an, unser Land gründlich durchzuwirbeln. Sie hatten genug davon, wie zuhause, an den Universitäten und in den Ministerien geschwiegen wurde über die Zeit vor 1945. Sie wehrten sich gegen autoritäre Erziehung und hatten genug von Kriegen in Vietnam und anderswo. Sie mahnten Solidarität mit den Ländern des Südens an. Sie flochten sich Blumen ins Haar, hörten Beatles. Weiterlesen
Konfirmation: Du Spasti
Du Spast, du Spasti. Ich glaube, das ist immer noch ein Schimpfwort auf Schulhöfen. Ey du Spasti, bist du denn behindert oder was. Das soll heißen: Du bist nicht ganz richtig im Kopf, du hinkst hinterher, du begreifst nicht, worum es geht, du gehörst nicht zu uns. Ein ruppiger Umgangston herrscht auf Schulhöfen oder im Internet. Weiterlesen
Ostern: Ich bin dann mal fischen
Ostern ist ganz handfest: Es gibt Arbeit und Brot. Das ist existenziell für die meisten Leute. Damals und heute. Und es ist nicht selbstverständlich. Es ist auch nicht selbstverständlich, daß die Arbeit genug einbringt. Weiterlesen