Konferenz im Himmel

Wie in jedem Jahr zu Weihnachten ließen sich die beiden Erzengel Bericht erstatten, wie die Menschen auf der Erde das Geburtstagsfest des Jesus-Kindes feiern. Freuten sich die Kinder? War Frieden auf der Erde eingezogen, wenigstens für ein paar Tage? Doch die Nachrichten, die 2021 zum Himmel drangen, verwirrten sie. Pandemie, auf der ganzen Erde, was ist denn das, erkundigte sich Gabriel.  Und haben sie wirklich noch keine Medizin dagegen erfunden, bohrte Raphael weiter.
Einer der Boten schüttelte betreten den Kopf. Ein winziges Engelchen mit zerzaustem Kopf drängelte sich vor. Sie haben aber eine Impfung, krähte es. Da lassen sich jetzt alle impfen, sinnierte Gabriel. Das Zausköpfchen nickte eifrig und plapperte: In langen Schlangen stellen sie sich an. Doch der andere Bote schubste es zur Seite. Nein, sie protestieren dagegen, widersprach er. Was denn nun, lassen sie sich impfen oder nicht?  Raphael und Gabriel wurden daraus nicht schlau. Sie beschlossen, das Thema vorerst ruhen zu lassen.

Weitere Meldungen, klopfte Gabriel auf den Tisch. Weiterlesen

Johannes, Gefangener

Johannes gehört zu den Menschen, die unschuldig im Gefängnis sitzen. Ab ins Gefängnis. Das kam fast die ganze Menschheitsgeschichte hindurch einem Todesurteil gleich. Für uns heute scheint selbstverständlich, dass der Strafvollzug auf einem Rechtssystem beruht und dass die Justiz unabhängig ist und die Richter*innen nicht bestechlich.  Gefangene haben das Recht auf Verteidigung und auf menschenwürdige Behandlung. Sie können in Berufung gehen, bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.
Das alles gab es zu Zeiten von Johannes dem Täufer nicht. Wer ins Gefängnis kam, musste sich auf ein baldiges und grausames Ende gefasst machen. Weiterlesen

Lucia – die Rache des Ex

Am 13. Dezember ist Lucia-Tag. Lucia stammte aus Syrakus und wurde dort auf Betreiben ihres Verlobten um 310 hingerichtet, weil sie ihn nicht heiraten wollte. In Heiligenlegenden taucht immer wieder dieses Motiv auf, daß eine Frau sich weigert zu heiraten und deshalb ermordet wird. Verheiratet sein bedeutete für Frauen in den vergangenen Jahrhunderten (und in vielen Ländern bis heute) einen radikalen Verlust an Autonomie. Weiterlesen

Sternenkinder

Manche Menschen haben ein langes Leben, anderen ist nur kurze Zeit beschieden. Die meisten Kinder werden groß. Andere sterben schon vor der Geburt. Wir wissen nicht, warum die einen Kinder zur Welt kommen und die anderen können nicht leben. Oder wollen nicht leben.
So ist es ja mit vielen anderen Dingen auf der Welt auch, dass wir darauf keine Antwort finden. Warum die einen in eine stabile Familie hineingeboren werden, gewollt und geliebt sind, und andere lernen von klein auf nur Gewalt kennen, haben Eltern, die sich nicht für sie interessieren, sie nicht fördern und unterstützen. Weiterlesen

Totensonntag: das Grosse Sterben

Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten. Vor einem Jahr kam das große Sterben auch zu uns. Es kam auf leisen Sohlen. Sein Atem streifte ein Kind. Vielleicht war es auch ein Mann, genau weiß es niemand so richtig. Das Kind bemerkte nichts. Aber die Mutter des Kindes, sie arbeitete im Marienstift. Die trug es unbemerkt ins Heim. Und noch bevor sie es gewahr wurde, hatte es sich im Haus eingenistet. Es sprang über auf die Pflegekräfte, die Luft trug es von Zimmer zu Zimmer, und so kam es zu den Schwächsten, die ihm am wenigsten entgegensetzen konnten: Weiterlesen

Reformationstag: Rabbi Jesus

Ich habe ein Bild mitgebracht. Es zeigt einen jüdischen Rabbi oder Rabbiner, also einen jüdischen Gelehrten, Lehrer, Theologen, Ausleger der Schrift. Er trägt seinen Gebetsmantel, den Tallit, an dessen vier Enden sich die Zizit, Schaufäden oder Quasten, befinden. Den legt er morgens an, wenn er betet, und er trägt ihn, wenn er in der Synagoge aus der Tora vorliest und sie auslegt.
Einen Abschnitt aus der Tora haben wir eben gehört, und gerade dieser Abschnitt hat für den jüdischen Glauben eine besondere Bedeutung. Weiterlesen

Kohelet – Bilder für das Altern

Wie sprechen wir über das Altwerden? Welche Bilder haben wir dafür? Einen alten Baum verpflanzt man nicht, fällt mir ein. Oder „zum alten Eisen gehören“. Da ist dann jemand nutzlos. Ich finde es interessant, welche Bilder das Buch Kohelet verwendet. Wir wissen nicht, wann Kohelet lebte und wer „Kohelet“ überhaupt war. Weiterlesen

Hiskia – ein Politiker zeigt Schwäche

Politiker*innen wollen keine Schwäche zeigen. Auch nicht persönlich. Denn in der Politik wird hart ausgeteilt. Und wer zeigt, dass er oder sie verletzt ist, hat von vornherein verloren. So schirmen viele, die in der Öffentlichkeit stehen, ihr Privatleben sorgfältig ab. Traurig sein, niedergeschlagen, erschöpft – das alles gehört sich im Politikbetrieb nicht. Dabei haben sie ja Sorgen wie alle anderen Leute auch. Weiterlesen

Erntedank: Kaffee, Obst und Wein

„Von andern Völkern nehmen wir Kaffee, Obst und Wein“, haben wir eben gesungen. Kaffee, Obst und Wein – sie kommen von weither. Was haben sie wohl alles erlebt? Was könnten sie uns erzählen, wenn sie reden könnten? Hören wir einmal genau zu.

Ich bin eine Kaffeebohne und heiße Arabica. Mein Name sagt schon, dass ich etwas Besonderes bin. Weiterlesen