Auf in die Ferne …

Ich schau so gerne in die Ferne mit meinem Doppelglas, hat Tamara Danz von der Band Silly gesungen. In die Ferne zieht es in diesen Wochen auch wieder viele Menschen. Koffer packen und fort, heißt es. Sie wollen ausspannen, Sonne genießen, Natur und Kultur. Sie möchten andere Gesichter um sich herum sehen oder alte ganz neu.
Doch selbst wer viele hundert Kilometer reist, kommt noch nicht automatisch dort an. Was uns belastet, das schleppen wir trotzdem mit uns mit. Die eigene Haut können wir nicht einfach hinter der Wohnungstür zurücklassen, und ungeklärte Konflikte lösen sich nicht automatisch im Meeresrauschen auf. Weiterlesen

Werft sie in den Hexenturm! Szenisches Gedenken an die Hexenverfolgung

1. Verdächtigung (von 2 Stimmen zu lesen)
Die Ernte war so schlecht letztes Jahr, sie ist daran schuld.
     Die Ernte war so schlecht letztes Jahr, sie ist daran schuld.
Ich kann sie sowieso nicht leiden.
     Ich kann sie sowieso nicht leiden.
Sie ist eine Hexe.
     Sie ist eine Hexe.

2. Beschuldigung
Du bist eine Hexe, gestehe!
     Du bist eine Hexe, gestehe!
Werft sie in den Hexenturm! Weiterlesen

Pride: Liebe tut der Seele gut

Liebe tut der Seele gut. Mit diesem Motto ist die Berliner Kirche seit ein paar Jahren auf dem CSD in der Hauptstadt dabei. Das ist doch nur ein schrilles, unpolitisches Event, kritisieren einige. Wirklich? Regelmäßig gibt es Streit um Regenbogenfahnen an Rathäusern. Weiterlesen

Du siehst mich

(Jahreslosung 2023) Niemand hat sich jemals für Hagar interessiert. Hagar musste nur ständig zu Diensten sein. Sieben Tage in der Woche, von frühmorgens bis zum späten Abend. Und auch nachts. Dem Hausherrn. Mit Billigung der Hausherrin. Oder sogar auf deren Anregung hin. Hagar sollte schwanger werden, und dieser Sohn sollte den Stammbaum der Familie begründen. Die Hausherrin war schon zu alt dafür. Hagar musste ein Kind zur Welt bringen, aber es würde ihr nicht gehören. Was sie dazu dachte, ihre Schmerzen und Träume – danach fragte niemand. Sie war eine Sklavin, eine ausländische noch dazu. Die Geschichte des Gottesvolkes beginnt mit Abraham, Sara und einer ägyptischen Sklavin als Leihmutter.
Gleich dreifach war Hagar abgehängt und unfrei: als Frau, als Ausländerin, als Sklavin. Weiterlesen

Ostern: Menschen lernen sehen

In den Ostergeschichten fällt es den Menschen wie Schuppen von den Augen. Ich sehe was, was du nicht siehst. Die Frauen sehen in ihren Ängsten den zentnerschweren Stein – und als sie vor dem Grab ankommen, ist es  leer. Sie suchen nach einem Toten und finden das Leben. Maria aus Magdala begegnet dem Gärtner, und als  der sie mit ihrem  Namen anspricht – Maria – entpuppt er sich als Jesus. Die Jünger werfen die ganze Nacht im See Tiberias erfolglos ihre Netze aus und kommen ohne einen einzigen Fisch zurück. Ein Unbekannter am Ufer bittet sie um Essen und schickt sie noch einmal aufs Wasser. Als sie mit einem brechend vollen Boot heimkehren, hat der Unbekannte am Ufer  schon ein Feuer angezündet und ihnen Fische geröstet und Brot. Da sehen sie, daß es Jesus ist. So ist es auch bei Thomas. Oder den Emmaus-Jüngern. Die  Ostergeschichten erzählen von Menschen, die sehen lernen.

In den letzten Jahren erleben wir immer wieder, wie Menschen die Augen vor der Wirklichkeit verschließen. Weiterlesen

25. März: Marias Empfängnis, Hagar und die Leihmütter in der Ukraine

Am 25. März ist „Mariä Empfängnis“ oder „Mariä Verkündigung“. Der Engel Gabriel besucht Maria und setzt sie davon in Kenntnis, dass sie schwanger wird. Maria hat nicht mit einer Schwangerschaft gerechnet und bekommt einen Schreck: „Wie soll dies geschehen, da ich von keinem Mann weiß?“ (Lukas 1,34) Gottes Geistkraft wird auf sie herabkommen, beruhigt Gabriel sie. Zu Weihnachten, genau neun Monate später, wird Jesus geboren.
Maria wird nicht auf natürlichem Weg schwanger. Sie trägt ein Kind für Gott aus. Sie soll ihren Körper dafür zur Verfügung stellen, dass Gott einen Sohn bekommen kann, dass Gott ein Mensch werden kann. Maria ist buchstäblich eine Leihmutter Gottes. Weiterlesen

Keine Diskriminierung!

Wie versteinert stand Emma da. Wieder einmal hatten sie ihr das hässliche Wort an den Kopf geworfen. Wieder einmal hatten sie ihr klargemacht: Du gehörst nicht dazu. Manchmal war es nur ein Blick, der Emma traf. Oder Leute drehten sich weg und grinsten sich an, wenn sie vorbeikam. Tausend kleine Nadelstiche hatten Emma gelehrt, dass sie anders war. Hier würde sie nie die gleichen Chancen haben. Sie würde nie so selbstverständlich über die Straßen bummeln können wie andere. Emma musste immer darauf gefasst sein, dass irgendwer ihr hinterherstarrte. Irgendwer, der sie nicht einmal kannte. Oder ausspuckte. Dabei war sie ein Mensch wie alle anderen auch. Weiterlesen

Lucia – die Rache des Ex

Spinne Erzgebirge

Am 13. Dezember ist Lucia-Tag. Lucia stammte aus Syrakus und wurde dort auf Betreiben ihres Verlobten um 310 hingerichtet, weil sie ihn nicht heiraten wollte. In Heiligenlegenden taucht immer wieder dieses Motiv auf, daß eine Frau sich weigert zu heiraten und deshalb ermordet wird. Verheiratet sein bedeutete für Frauen in den vergangenen Jahrhunderten (und in vielen Ländern bis heute) einen radikalen Verlust an Autonomie. Weiterlesen

Sternenkinder

Manche Menschen haben ein langes Leben, anderen ist nur kurze Zeit beschieden. Die meisten Kinder werden groß. Andere sterben schon vor der Geburt. Wir wissen nicht, warum die einen Kinder zur Welt kommen und die anderen können nicht leben. Oder wollen nicht leben.
So ist es ja mit vielen anderen Dingen auf der Welt auch, dass wir darauf keine Antwort finden. Warum die einen in eine stabile Familie hineingeboren werden, gewollt und geliebt sind, und andere lernen von klein auf nur Gewalt kennen, haben Eltern, die sich nicht für sie interessieren, sie nicht fördern und unterstützen. Weiterlesen