Werft sie in den Hexenturm! Szenisches Gedenken an die Hexenverfolgung

1. Verdächtigung (von 2 Stimmen zu lesen)
Die Ernte war so schlecht letztes Jahr, sie ist daran schuld.
     Die Ernte war so schlecht letztes Jahr, sie ist daran schuld.
Ich kann sie sowieso nicht leiden.
     Ich kann sie sowieso nicht leiden.
Sie ist eine Hexe.
     Sie ist eine Hexe.

2. Beschuldigung
Du bist eine Hexe, gestehe!
     Du bist eine Hexe, gestehe!
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… sie versteckten sich im Wald bei Emseloh. Verfolgte Täufer*innen der Reformationszeit erzählen

Wir schreiben das Jahr 1535.
Petronella (P): Ich bin Petronella. Petronella aus Holdenstedt. Ich bin Bäckerin. Und das ist
Lukas (L): Lukas. Ich bin der Mann von Petronella. Ich bin Bäcker in Holdenstedt. Meine Frau Petronella hat sich von mir getrennt, nachdem sie sich von Alexander taufen lassen hat. Petronella und ich haben uns aber im Guten getrennt. Ich will nur nicht zu den Täufern gehören.
Margaretha (M): Ich bin Margaretha, die Muhme von Petronella. Ebenfalls aus Holdenstedt.
Georg Knoblauch (K): Und ich heiße Georg Knoblauch. Ich bin Schieferhauer im Bergwerk und komme aus Emseloh. Dort habe ich ein Haus. Aber die Späher von Herzog Georg sind hinter mir her.

P Bei uns in Holdenstedt fanden Versammlungen von Täuferinnen und Täufern statt, die von Alexander geleitet wurden. Alexander zog als Sendbote viel umher. Er hat uns zur Buße aufgerufen. Was er predigte, hat mich überzeugt – und meine Muhme Margaretha auch. Weiterlesen

Reformationstag: Rabbi Jesus

Clara Maria Goldstein Rabbi Jesus

Ich habe ein Bild mitgebracht. ** Es zeigt einen jüdischen Rabbi oder Rabbiner, also einen jüdischen Gelehrten, Lehrer, Theologen, Ausleger der Schrift. Er trägt seinen Gebetsmantel, den Tallit, an dessen vier Enden sich die Zizit, Schaufäden oder Quasten, befinden. Den legt er morgens an, wenn er betet, und er trägt ihn, wenn er in der Synagoge aus der Tora vorliest und sie auslegt.
Einen Abschnitt aus der Tora haben wir eben gehört, und gerade dieser Abschnitt hat für den jüdischen Glauben eine besondere Bedeutung. Weiterlesen

Gewalt im Taufbefehl?

Die Kirche hat ein Gewaltproblem. Ich meine jetzt nicht (nur) die Forumstudie und die sexualisierte Gewalt in der evangelischen und katholischen Kirche, deren Aufdeckung gerade von vielen gefordert wird. Ich meine die Gewalt, die mit dem Taufbefehl und Missionsauftrag verbunden ist, wie wir sie gerade in der aktuellen Lutherübersetzung gehört haben. Er beginnt mit den Worten von Jesus: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde.* Weiterlesen

Der Schwarze König – Krippe ohne Rassismus

Die drei Könige fehlen seit 2020 an der langjährigen Weihnachtskrippe im Ulmer Münster. Der Schwarze König war voller Klischees: ohne Schuhe, krumme Beine, unförmige Gestalt, eine groteske Körperhaltung. Er könnte aus den Völkerschauen stammen, die zu Ende des 19. Jahrhunderts veranstalten wurden und in denen Menschen aus Afrika und anderswo wie im Zoo ausgestellt wurden, als wilde, exotische und ungebildete Menschen. Weiterlesen

Ein feste Burg?

Eine Feldpostkarte aus dem 1. Weltkrieg. Ein toter Soldat ist aufgebahrt. Seine Hände sind gefaltet. Drei Kameraden betrauern ihn. Im Hintergrund überbringt jemand die Todesnachricht. Darunter sind die Zeilen gedruckt: „Der alt‘ böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint, Groß‘ Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, Auf Erd‘ ist nicht sein’sgleichen.“ Weiterlesen

Christ lag in Todesbanden – Liedpredigt im Reformationsjahr

Ostern beginnt zu Passah. Passah oder Pessach ist das uralte Fest der Befreiung, das die Jüdinnen und Juden im Frühjahr feiern. Ihre Vorfahren lebten einst versklavt in Ägypten. Ihre Hände errichteten Prachtbauten, zu denen sie nie Zugang haben würden (ähnlich den Arbeitern an den Fußballstadien in Katar). Weiterlesen

Der Heiden Heiland – Liedpredigt

Gerade einmal 30 Jahre war es her, dass Christoph Kolumbus weit im Westen des Atlantiks auf Land gestoßen war: Amerika. Seit 1492 segelten Schiffe über die Meere. Dort lebten die Indianer, die Wilden, die Heiden, und Europa glaubte, sie „entdeckt“ zu haben – auch wenn  die Menschen dort schon lange wohnten und es gar nicht nötig hatten, „entdeckt“ zu werden.
Die Eroberung Amerikas bedeutete auch den Beginn der sogenannten Heidenmission. Damit begann zugleich eine beispiellose Geschichte voller Gewalt, Blut und Tränen. Völker wurden versklavt, ihre Kulturen zerstört, ihr Eigentum ausgebeutet und ausgeplündert.
Von sagenhaften Reichtümern drang die Kunde über den Atlantik, von Goldschätzen, von einem wahren El Dorado, als Luther 1524 sein Lied schrieb. Oder besser gesagt aus dem Lateinischen übersetzte.

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