Nein sagen

„Ich hatte mich freiwillig an die Front gemeldet“, erzählte mir vor Jahren ein alter Mann. „Aber dann sollte ich bei einem Erschießungskommando mitmachen. Da habe ich nein gesagt. Mein Offizier wurde wütend und drohte mir Konsequenzen an. Doch ich blieb bei meinem Nein. Natürlich hatte ich Angst. Aber mir ist nichts passiert.“
Dieser Mann ist ausgestiegen aus seiner Mitläuferrolle. Es war also sogar unter den Nazis möglich, sich zu verweigern. Weiterlesen

Ein Licht anzünden – Barbara und Andreas Gutkes

Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Das Ehepaar Gutkes** hat ein freundliches Licht angezündet, und es strahlt weit über ihr Leben hinaus. Sie haben nicht nur an sich und an ihre Familie gedacht. Ihre Stiftung hat mehrere hundert Jahre junge Leute erfreut, Studierende, junge Paare, die sich geliebt haben und die mit ihrer Hilfe eine Partnerschaft beginnen und eine gemeinsame Existenz aufbauen konnten. Sie haben dazu beigetragen, da die Jungen dieser Stadt unterrichtet werden konnten von pädagogischen Mitarbeitern, die ihr Auskommen hatten. Weiterlesen

Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet

Haben Sie einen folgsamen Chef, der immer einverstanden ist mit dem, was Sie sagen? Nein? Dann scheuern Sie ihm doch mal eine! Links und rechts – lassen Sie Ihre Wut richtig raus! Sie werden merken, dass es Ihnen danach besser geht; Aggressionen müssen schließlich raus.
Auf diesen Gedanken sind Sie wahrscheinlich noch nie gekommen. Nicht weil alle Chefs so einsichtig sind, sondern weil es sich nicht gehört, dass wir Konflikte so austragen. Weiterlesen

Meine Suppe eß ich nicht

Meine Suppe eß ich nicht, schüttelte die Prinzessin ihren Kopf und schob den Löffel weg. Ein Stöhnen ging durch die Tischgesellschaft. Die Mutter des Landgrafen runzelte missbilligend die Stirn und zischte ihren Sohn an: Ruf sie zur Ordnung. Doch der saß seelenruhig in der Mitte der Tafel und hielt die Prinzessin – pardon die Landgräfin, denn sie hatten jüngst geheiratet – bei der Hand. Er wusste, warum sie nicht essen wollte. Auch die gesamte Hofgesellschaft hoch oben auf der Wartburg wusste, dass Prinzessin Elisabeth keineswegs mäkelte.
Vielmehr fragte sie bei jedem Gericht: Woher kommt es? Weiterlesen

Goldene Konfirmation: Last und Chance der Kriegskinder

Predigt zur Goldenen und Diamantenen Konfirmation über Ezechiel 18: Die Eltern haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden

Zehn Jahre Unterschied trennen Sie, aber im Grunde gehören Sie zwei Generationen an. Die einen sind die Kriegskinder, die anderen die Nachkriegskinder. Die Diamantenen Konfirmand_innen sind um 1940, 1941 geboren. Als kleine Kinder, also in den prägenden ersten Lebensjahren, kannten sie nichts anderes als den Krieg. Abends wird verdunkelt. Wenn die Sirenen heulen, geht es schnell in den Keller. Viele wuchsen ohne Väter auf. Sie stützten ihre Mütter in der Nachkriegszeit und trugen Verantwortung für die kleineren Geschwister.
Die Goldenen Konfirmand_innen gehören zur ersten Generation, die im Frieden aufgewachsen ist. Weiterlesen

Abigail: Frieden geht durch den Magen

Abigail erschrak zu Tode, als die Leute ihr erzählten, wie ihr Mann Nabal sich wieder einmal aufgeführt hatte. Nabal mit seinem Dickkopf war unberechenbar. Oft schon hatte Abigail hinter den Kulissen ausbügeln müssen, wenn er die Leute vor den Kopf gestoßen hatte. Aber diesmal hatte er das ganze Dorf in Gefahr gebracht. Als Davids Schutztruppen den jährlichen Tribut abholen wollten, hatte Nabal einfach nicht gezahlt. Aus purem Geiz und weil er der Herr im Haus war. Das war gefährlich. Weiterlesen

Franziskus: Evangelium für die gesamte Schöpfung

Er hat es gemacht. Franz hat den Tieren gepredigt, den Vögeln auf den Bäumen und auch dem räuberischen Wolf. Die ganze Schöpfung um ihn herum ist belebt. Die Gestirne sind Geschwister für ihn. Er lauscht dem Murmeln von Schwester Quelle, bestaunt die Kraft von Bruder Feuer und sogar der Tod kann ihm Schwester sein.
Franz ist verrückt, sagten die einen. Doch andere ließen sich von ihm verzaubern. In mancher Stadt läuteten sogar die Glocken, wenn er kam, und Alt und Jung zog ihm entgegen und jubelte. Franziskus († 1226) hat Freude gebracht. Evangelium heißt frohe Botschaft. In Franz’ Nähe spürten das die Menschen endlich. Und die Tiere auch.
Mensch und Tier haben bis ins 19. Jahrhundert auf engem Raum zusammen gelebt. Weiterlesen

Gott Weingärtnerin

Die Sonne steht schon ziemlich hoch. Die Bäuerin richtet sich auf, wischt sich den Schweiß von der Stirn und streckt den Rücken aus. Die Arbeit im Weinberg ist anstrengend. Und Arbeit gibt es das ganze Jahr über genügend. Zweige hochbiegen, damit die Sonne an alle Triebe kommt. Hacken. Düngen. Die Reben festbinden und Blätter entfernen, so daß die Luft in den Reihen zirkulieren kann. Verfaulte Beeren ausschneiden. Und immer wieder hacken und düngen. Nur im Herbst, bei der Ernte, helfen Saisonkräfte, tageweise. Manchmal kommen sogar noch am Nachmittag, kurz vor Feierabend, zusätzliche Leute zum Lesen. Sonst würden sie es gar nicht schaffen. Sie sind ja nur eine Handvoll Sklavinnen und Sklaven. Aber sie macht es schon seit vielen Jahren. Weiterlesen

Mai: Hinaus ins Freie!

Hinaus ins Freie! Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus… Die Lebenskräfte regen sich, die Sonne lockt, die Reisesaison beginnt. Mit unserem Personalausweis kommen wir inzwischen ziemlich weit: Am 1. Mai 2004 ist die Europäische Union um 10 Mitglieder größer geworden. Ohne Zollkontrolle geht’s durch bis Tschechien, Slowakei und Ungarn. Im Jahr zuvor hatten uns diese drei Grenzen noch viel Zeit gekostet, als wir das Socken-Projekt in Rumänien besucht haben. Irgendwann werden dann überhaupt keine Grenzhäuschen mehr stehen. Europa wächst zusammen (hoffentlich auch im Sozialen und im Hinblick auf die Menschenrechte), die EU erweitert unseren Radius.
Über den Horizont hinauszublicken, dazu ruft uns unser Glaube auf. Weiterlesen